Kapitel Daunen
Sie stecken in unseren Bettdecken und vielen unserer Jacken und Mäntel: Daunen. Das Federkleid von Gänsen und Enten hält wohlig warm, ist leicht und atmungsaktiv und findet deswegen nach wie vor großen Einsatz bei Textilien aller Art. Über die Herkunft der Daunen erfahren Konsument*innen jedoch so gut wie nie etwas, da die meisten Marken kaum Auskunft darüber geben, woher die flauschigen Daunen in der Fütterung stammen.
Durch diese Intransparenz fördern diese meist großen Konzernketten die Misshandlung von Tieren, denn die Daunen werden den Tieren entweder bei lebendigen Leib und unter großen Schmerzen aus dem Körper gerissen oder es wurde das Federkleid von bereits geschlachteten Geflügel verarbeitet. Zudem werden Enten und Gänse in vielen Ländern bis heute auf qualvolle Art und Weise gemästet, damit sie möglichst schnell Gewicht anlegen und verfetten. Maschinell wird den armen Tieren dabei in der sogenannten „Stopfmast“ durch ein Rohr das Futter direkt in den Magen gepumpt.
Doch inzwischen gibt es bei Daunenprodukten auch genügend Alternativangebote aus zertifizierten Quellen. Wer also nicht auf Daunen verzichten will, sollte daher unbedingt dort kaufen, wo die Herkunft transparent nachgewiesen und Tierqual ausgeschlossen wird. Wir wollen nun im folgenden die globalen Lieferketten von Daunen nachzeichnen, um das Bewusstsein für die wahre Herkunft der Federn zu schärfen und die Sensibilität für den Griff zu regionalen, umwelt- und klimafreundlichen Alternativen zu steigern.
Woher kommen die Daunen die uns warm halten?
Schon ein oberflächlicher Marktcheck zeigt, dass große Textilunternehmen wie „Peek & Cloppenburg“, „Kastner & Öhler“ oder „Kleiderbauer“ nach wie vor nicht-zertifizierte Daunen-Produkte verkaufen. Bei diesen Produkten ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Tiere dafür unter schrecklichem Leid lebendig gerupft wurden. Denn der Großteil der in der Textilindustrie verarbeiteten Daunen hat tausende Kilometer zurückgelegt und stammt aus China, dem weltweit größten Produzenten von Gänsedaunen, wo der Lebendrupf von Enten und Gänsen nicht verboten ist. Die nächst größten Daunenproduzenten sind Polen, Ungarn und die Ukraine.
In Europa ist der Lebendrupf zwar eigentlich gesetzlich verboten, nicht jedoch das sogenannte „Lebendraufen“, was vermeintlich eine weniger schmerzhafte Form des Rupfens sein soll.
Das „Lebendraufen“ sollte während der sogenannten Mauser der Vögel stattfinden, wenn sich ihre Federn von selbst ablösen. Dann dürfen die Federn von den Tieren abgebürstet werden. Theoretisch ist es schmerzfrei, wenn wirklich nur die schon gelösten Federn entnommen werden. In der Praxis wird das das aber ganz anders gelebt, denn die Tiere werden unter großem Stress festgehalten, eingeklemmt und blutig gerupft. Vielen werden dabei beispielsweise die Flügel gebrochen oder die Haut so stark aufgerissen, dass sie danach genäht werden müssen, wofür genauso wenig wie für das Rupfen selbst eine Betäubung eingesetzt wird.
Abgesehen davon werden in den riesigen Zuchtbetrieben mit Tausenden Gänsen nie alle Vögel zur selben Zeit Mauser, werden aber zeitgleich gerupft. Daher werden die Tiere also illegal weiter gequält.
Grausamer Lebendrupf in Polen
Der größte europäische Produzent und Exporteur von Gänsen, Federn und Daunen ist Polen. Dort hat der grausame Lebendrupf allerdings eine lange Tradition und ist auch heute noch gang und gäbe.
Doch natürlich ist Polen nicht das einzige Land, in dem der grausame Lebendrupf betrieben wird, innerhalb Europas wird unter anderem auch in Ungarn, der Ukraine und anderen vor allem osteuropäischen Ländern. Weltweit ist China ein großer Produzent von Daunen, dort ist der Lebendrupf bis heute nicht verboten.
Kommen wir nun also zum zweiten größten Missstand, der beim Kauf von Daunenprodukten jedenfalls mitgedacht werden sollte: der Stopfmast.
Maschinelle Stopfmast in Ungarn
Bei der Stopfmast werden Enten und Gänse auf qualvolle Art und Weise gemästet, damit sie möglichst schnell Gewicht anlegen und verfetten. Maschinell wird den armen Tieren dabei ein Metallrohr in den Hals gerammt und eine viel zu hohe Menge an fettem Futter direkt in den Magen gepumpt.
Entstanden ist diese grausame Prozedur um die hochpreisige Delikatesse „Foie Gras“, bei uns unter Stopfleber oder Gänsestopfleber bekannt, herzustellen. Dabei wird die Leber der Tiere durch die Zwangsernährung krankhaft vergrößert und verfettet. Und während die die Stopfmast in Österreich zwar aus Tierschutzgründen verboten ist, ist der Import und Verkauf in der gesamten Europäischen Union erlaubt, weswegen das Geschäft mit der Tierqual weiter floriert.
Und schließlich führt uns unsere Recherche zu den internationalen Lieferketten der wertvollen Daunen auch noch ins Reich der Chinaente. Schließlich ist China der weltweit größte Produzent von Enten und Gänsedaunen und der Tierschutz dort alles andere als eine Priorität. Sowohl der Lebendrupf, als auch die Stopfmast sind in China legal.
Daunen von Chinesischer Ente
Daunenimporte kommen zu etwa 75 – 80 Prozent aus China, dem weltweit größten Produzenten von Daunen und neben den USA auch von Geflügel. Entenfleisch erfreut sich in China besonders hoher Beliebtheit, aber auch Gänse werden in Massen gehalten, das bringt neben schrecklichem Tierleid auch viele andere negative Konsequenzen mit sich.
Vorbildlich: es geht auch ohne Tierqual
Aber es geht eben auch ganz anders. Daunenprodukte müssen nicht mit Tierqual einhergehen und können ein wunderbarer, langlebiger und ökologisch abbaubarer Rohstoff sein. Wichtig ist dabei allerdings, das Konsument*innen beim Einkauf darauf achten, ob es sich um zertifizierte Daunenprodukte von glaubwürdigen Händlern und Gütesiegeln handelt. Und um das in der Praxis zu zeigen, haben wir uns wieder Unterstützung von einem Unternehmen gesucht, dass mit gutem Vorbild vorangeht und sind bei „Betten Reiter“ fündig geworden. Denn Betten Reiter war nicht nur das erste (Heim)Textilienunternehmen in Österreich und eines der ersten in Europa dass aktiv die Zusammenarbeit mit Fairtrade gesucht hat, sondern war auch Vorreiter beim Ausschluss von Tierqual bei seinen Daunenprodukten.
So hat Betten Reiter bereits im Jahr 2010 eine Tierschutzgarantie eingeführt und alle seine Lieferanten vertraglich verpflichtet, dass keine Daunen und Federn aus Lebendrupf oder Stopfmast in den Produkten von „Betten Reiter“ verwendet werden dürfen. Sollte ein Zulieferer die gemeinsam unterzeichneten Regelungen zum Tierschutz nicht einhalten, beendet „Betten Reiter“ nicht nur sofort jede weitere Zusammenarbeit, sondern es kommen auch noch harte Vertragsstrafen zur Anwendung. Konkret muss der Lieferant den Nettoeinkaufswert der gesamten betroffenen Ware dem ihm nächstgelegenen Tierschutzheim spenden. Seit der Einführung des Downpass werden zudem nur noch zertifizierte Daunenprodukte vertrieben und wie das genau funktioniert, haben wir uns im Detail angesehen.
Es macht also wirklich einen enormen Unterschied, ob Lieferketten von Daunenprodukten offen nachvollziehbar sind und kontrolliert werden oder nicht. Zertifizierungen und freiwillige Transparenz sind für Konsument*innen eine wichtige Entscheidungshilfe, das Ziel muss jedoch sein, durch ein Lieferkettengesetz einen einheitlichen gesetzlichen Standard für alle festzulegen, damit Tierqual zukünftig endlich der Vergangenheit angehört.