Lkw – Rollende Lagerhallen

Nahezu alles was wir täglich essen, kaufen oder am Körper tragen, konnte nur bei uns landen, weil es zuvor mit einem Lastwagen an den Ort unserer Verfügbarkeit gebracht wurde. Aber nicht nur deswegen werden jährlich rund 14 Milliarden Tonnen an Gütern quer durch Europa gefahren – und laufend werden es mehr. Der Bedarf an Lkw Transporten ist trotz Klimakrise auch deswegen so enorm, weil in der Logistik auf die Minimierung der Lagerungskosten von Waren und auf eine kontinuierliche und schnelle Auslieferungen gesetzt wird.

Im Kapitel Lkw des Lieferkettenatlas zeigen wir, wie die rollenden Lkw-Kolonnen, ohne die keine Lieferkette auskommt, nicht nur unsere Autobahnen und Bundesstraßen verstopfen, sondern auch zu schwerwiegenden Schäden an Mensch und Umwelt führen. Gleichzeitig betreiben wir Ursachenforschung und suchen nach Lösungen.

Wir illustrieren dabei das engmaschige Geflecht an Handelsrouten, die Verschmutzung von Land und Luft und die Auswirkungen auf diejenigen, die die Lkw-bedingte Verkehrshölle an ihren Wohnorten ertragen müssen. Und wir zeigen, wie die Missstände bei den Arbeitsbedingungen der Fahrer*innen immer größer werden, während gleichzeitig in allen europäischen Ländern händeringend nach Personal zur Beförderung der Konsumgüter gesucht und der Mangel an Menschen, die die Lkw lenken möchten, immer größer wird.

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Lkw Verkehr…

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… ist in Österreich ein besonders wichtiges Thema, weil es durch seine zentralen Lage eine Drehscheibe für Güterströme quer durch Europa ist.

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… hat in Österreich im letzten Jahrzehnt stark zugenommen, weil gleich vier der wichtigsten Transeuropäischen Verkehrsnetze durch Österreich verlaufen.

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… stellt das wichtigste Transportmittel in der Europa dar. 77 Prozent des Güterverkehrs in der EU werden in Lkw über die Straßen gekarrt.

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… stellt auch ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. In rund 18 Prozent der Unfälle auf Autobahnen und Schnellstraßen sind Lkw involviert.

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… ist lebensgefährlich: ein Drittel aller Unfälle unter Beteiligung von Lkw endet tödlich.

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… muss regelmäßig kontrolliert werden. Im Jahr 2022 musste die ASFINAG mitunter völlig desolate Lkw von den Autobahnen zu holen. 1226 mal wurden schwere Mängel an Lkw festgestellt und 1041 mal wegen „Gefahr in Verzug“ die Weiterfahrt verboten.

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… verursachen rund 37 Prozent der verkehrsbedingten Treibhausgasmissionen aus Kohlenstoffdioxid, Methan und Lachgas in Österreich.

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… verursacht in Österreich in Summe rund 1,7 Milliarden Euro pro Jahr an externen Kosten.

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Entwicklung Lkw-Verkehr in Österreich

75 Prozent aller Güter in Europa werde per Lkw transportiert. Bei verderblichen, sehr wertvollen und medizinischen Produkten, sollen es laut IRU, dem Weltverband des Straßentransportgewerbes, sogar 85 Prozent sein. Daten der Asfinag zeigen zudem, dass im Jahr 2022 in Österreich noch mehr Lkw unterwegs waren als vor der Covid-19 Pandemie. Das zeigten drei Viertel der Zählstellen der Asfinag entlang des österreichischen Autobahnnetzes.

Transportaufkommen im alpenquerenden Straßengüterverkehr
in Österreich 1980 – 2019 

(in Millionen Nettotonnen)

Schon vor der Covid-Pandemie, im Jahr 2019, hat der Lkw-Verkehr auf Österreichs Autobahnen im Vergleich zum Jahr 2014 etwa doppelt so stark zugenommen wie das restliche Wirtschaftswachstum. Auf der Autobahn A1 bei Haid in Oberösterreich ist zwischen Montag und Freitag bereits jedes sechste Fahrzeug ein schwerer Lastkraftwagen, auf der Brennerautobahn sogar jedes fünfte Fahrzeug. 

Diese kilometerlangen Lkw-Kolonnen kommen uns alle teuer zu stehen, denn sie verursachen neben zahlreichen Schäden auch sehr hohe Kosten. Die sogenannten „externen Kosten“ des Güterverkehrs summieren sich in der EU auf ganze 208 Milliarden Euro pro Jahr – 94 Prozent davon verursachen Lkw. 

Neben der CO2 -Emissionen und der Luftverschmutzung, die rund ein Drittel dieser externen Kosten ausmachen, fällt der Großteil auf Lärm, Unfallkosten, Bodenversiegelung, Umweltzerstörung, Boden- wie Wasserverschmutzung und Staukosten.

Das österreichische Autobahnnetz

Klicken Sie auf die roten Symbole in der Karte, um mehr über das österreichische Autobahnnetz zu erfahren!

Wo in Österreich die meisten Lkw unterwegs sind

(Anzahl Kfz > 3,5 Tonnen im 1. Halbjahr 2022)

Das Bundesland, das am stärksten von den stinkenden Kolonnen betroffen ist, ist Oberösterreich.

Rund fünf Millionen Lkw wurden in den letzten beiden Jahren alleine auf dem Abschnitt der A1-Westautobahn bei Traun gezählt. Das sind sogar noch mehr als auf der so stark befahrenen Tiroler Brennerautobahn. Des weiteren sind in Oberösterreich auf der A8-Innkreis Autobahn bei Krenglbach rund vier Millionen und auf der A25-Welser Autobahn bei Marchtrenk rund 3,7 Millionen Lkw unterwegs gewesen.

Die soziale Lage der Lkw-Fahrer

Nun zu denjenigen, die die Lkws lenken, die alleine im Jahr 2021 rund 14 Milliarden Tonnen an Gütern quer durch Europa gefahren haben. Lkw-Fahrer*in ist ein ausgesprochen harter Beruf. Die Fahrer*innen sind extrem hohen Stress ausgesetzt, gesundheitlich stark belastet und mit einem hohen Unfallrisiko im Straßenverkehr konfrontiert. Sie werden inzwischen sehr schlecht für ihre Arbeit entlohnt und müssen für verspätete Lieferungen mitunter auch noch Strafen bezahlen, obwohl sie diese nicht selbst verschuldet haben.

Viele der Fahrer*innen, die vor allem aus Osteuropa und dem EU-Ausland stammen, sind Wochen oder sogar monatelang von ihren Familien getrennt und müssen quasi in ihren winzigen Fahrerkabinen wohnen. Teilwiese verlieren sie Stunden auf der Suche nach Parkplätzen um ihre Ruhezeiten einhalten zu können. Der Zugang zu kostenfreien Duschen und Waschmöglichkeiten ist stark eingeschränkt und ernähren müssen sie sich während ihrer tagelangen Fahrten vorwiegend von dem Junkfood, das bei Tankstellen und Autobahnraststätten angeboten wird.

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In der Hölle der Fahrerkabinen

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Fast vier Millionen Lkw-Fahrer*innen halten den Lkw-Verkehr auf Europas Autobahnen am laufen. Ihre Arbeit ist zwar wichtig, doch der Job den sie machen ist undankbar.

Extrem lange Fahrzeiten, hoher Zeitdruck, enormer Stress, ein niedriges Einkommen und gefährliche wie gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen sind der Grund dafür, warum die Lücke am Stellenmarkt ein bedrohliches Ausmaß annimmt.

Rund 400.000 Lkw-Fahrer*innen werden in Europa gesucht. In Großbritannien bleiben auf Grund des Fahrermangels sogar die Supermarktregale leer.

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Die Covid 19 Pandemie hat die Lage noch zusätzlich verschärft. Bei einer aktuellen Erhebung in Deutschland, Frankreich, Spanien, Polen, Rumänien und Dänemark, wo sich zwei Drittel aller europäischen Straßengüterverkehrsunternehmen befinden, fehlen in Europa derzeit zwischen 380.000 und 425.000 Lkw-Fahrer*innen.

Damit sind 14 Prozent der Stellen offengeblieben und bis 2026 wird ein Mangel an zwei Millionen Fahrer*innen prognostiziert.

Quelle: IRU Driver Shortage Global Report 2022
„Understanding the impact of driver shortages in the industry“

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Welche Probleme drohen, wenn Lkw-Fahrer*innen fehlen, hat die Lage in Großbritannien bereits im Jahr 2022 eindrucksvoll aufgezeigt.

Tankstellen konnten nicht mit Kraftstoff beliefert werden und Lebensmittelgeschäfte mussten auf regelmäßigen Nachschub verzichten, weshalb ihre Regale leer blieben. Denn insbesondere Gemüse und Obst lässt sich nicht lange lagern, daher entstanden dort grobe Lücken, die etwa von der Supermarktkette Tesco mit auf Karton gedruckten Bildern von Lebensmitteln notdürftig gefüllt wurden.

Besonders furchtbar war jedoch, dass sogar Schweinezüchter ihre Tiere notschlachten mussten, weil sie nicht mehr zum Schlachthof gefahren werden konnten. Ihr Fleisch musste entsorgt werden und hat es niemals in den Verkauf geschafft.

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Diejenigen, die sich den harten Job als Fahrer*in heute noch antun, sind fast ausschließlich Männer, der Frauenanteil in der Branche liegt bei weniger als drei Prozent. Ebenso mangelt es an Nachwuchs, weniger als sieben Prozent der Fahrer*innen sind unter 25 Jahre und über ein Drittel bereits über 55 Jahre alt.

Und während in den vergangen Jahren in den Lkws noch viele Männer aus Osteuropa saßen, können auch diese inzwischen nicht mehr für die niedrigen Löhne fahren. So hat sich beispielsweise die Zahl der für polnische Transportunternehmen tätigen Drittstaatsangehörigen in den letzten Jahren erheblich gesteigert.

Allein im Jahr 2016 hat sich die Zahl der ukrainischen und weißrussischen Fahrer im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

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Die meisten Fahrer*innen haben osteuropäische Verträge und werden weit unter dem österreichischen Mindestlohn bezahlt. Denn viele westeuropäische Speditionen haben Ableger in Osteuropa gegründet und lassen nun billigere Fahrer*innen aus immer weiter im Osten liegenden Ländern für sich arbeiten.

So bekommt beispielsweise ein Fahrer mit einem deutschen Arbeitsvertrag etwa 2500 Euro monatlich. Ein Fahrer, der für eine ungarische Niederlassung der gleichen Spedition arbeitet, bekommt jedoch nur 500 Euro.

Der Fall ist keine Ausnahme, da die ausländischen Fahrer*innen durchschnittlich nur zwischen 250 und 600 Euro Grundlohn erhalten. Die höheren europäischen Mindestlöhne werden umgangen. Als „Ausgleich“ erhalten sie Spesen, für die der Arbeitgeber weder Sozialabgaben noch Steuern abführt.

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Ein weiterer Grund warum sich immer weniger Fahrer*innen finden, ist die extrem lange Arbeitszeit, die kaum ein Leben neben der Arbeit zulässt.

Zwar muss formal eine wöchentliche Durchschnittsarbeitszeit von 48 Stunden eingehalten werden, allerdings kann diese „bei Bedarf“ auf bis zu 60 Stunden ausgeweitet werden. Dazu kommt, dass viel zu wenige Kontrollen der Fahrtzeiten stattfinden und so auf Grund des hohen Zeitdrucks im Transportgewerbe, Fahrer*innen laufend gegen die gesetzlichen Höchstarbeitszeiten verstoßen müssen, um ihre Zustelltermine einhalten zu können.

Während der Corona-Krise 2020 wurden zudem für den Transport sämtlicher Waren, neben den Lenk- und Ruhezeiten auch das Nacht- und das Wochenendfahrverbot in Österreich außer Kraft gesetzt. Damit wurde der Druck auf die Fahrer*innen zusätzlich erhöht.

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Doch selbst wenn die Fahrer*innen im Zeitplan liegen und ihnen der Verkehr keine Probleme bereitet, haben sie noch eine Hürde zu überwinden: Da es viel zu wenige Parkmöglichkeiten für die Lkw entlang der europäischen Autobahnen gibt, ist die abendliche Parkplatzsuche der blanke Horror.

So fehlen beispielsweise entlang der Autobahnen und Bundesstraßen in Deutschland rund 40.000 Lkw-Stellplätze. Europaweit sollen rund 400.000 sichere Lkw-Parkplätze fehlen. Deswegen werden die Fahrer*innen oft zu Opfern von Diesel- und Ladungsdiebstählen. Die EU-Kommission beziffert die Verluste durch Diebstähle sogar auf mehr als 8,2 Milliarden Euro pro Jahr.

Gesicherte Parkflächen sind daher dringend nötig, um Fahrer*innen zu schützen, damit sie ihre Ruhezeiten auch einhalten und für erholsamen Schlaf nutzen können.

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Aus dem ehemals gut bezahlten, relativ selbstbestimmten Beruf als Lkw-Fahrer, ist inzwischen also ein Knochenjob geworden. Oft ist nichtmal Zeit um zur Toilette zu gehen, geschlafen werden muss in der Fahrerkabine, Freizeit gibt es neben den langen Arbeitszeiten auch keine.

Das ständige Sitzen führt zu schmerzhaften Rückenproblemen, zum Essen gibt es meist nur Junkfood von der Tankstelle und vor allem können die Fahrer*innen nur alle paar Wochen ihre Familien sehen.

Viele Fahrer*innen beschreiben ihr Leben heute als die Hölle auf Erden und sind verzweifelt.

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Der Anteil am Transportaufkommen im Transitverkehr durch in Österreich registrierte Lastwägen liegt nur bei 1,6 Prozent. Männer aus dem Ausland werden gezielt ausgebeutet, um die Lieferketten für unsere Produkte zu erhalten. Die prekäre Lage der osteuropäischen LKW-Fahrer und ihrer Kollegen aus Nicht-EU-Staaten hat System. Sie transportieren Güter im Auftrag großer deutscher und westeuropäischer Logistikunternehmen und werden um den Mindestlohn betrogen. Löhne von nur 400 Euro monatlich, ohne Krankenversicherung, sind keine Ausnahme. Diese Erkenntnisse müssen die Politik auf nationaler wie europäischer Ebene dazu anregen sich für Änderungen einzusetzen.

Die Folgen der Lkw-Kolonnen

Die negativen Auswirkungen durch die Lastwägen auf unseren Straßen sind vielfältig. Luftverschmutzung, Bodenversiegelung, Lärmbelastung für die Anrainer*innen, die Abnützung der Straßen und dadurch verursachte Fahrbahnschäden, sowie eine erhöhte Unfallgefahr sind nur ein paar wenige Beispiele. Auch die Natur, Landwirtschaft, Tiere, Lenker*innen der Lkw, unsere Gesundheit und natürlich das Klima leiden massiv darunter. Eine Zusammenfassung zu den Folgen für Umwelt und Menschen findet sich in den beiden folgenden Slideshows.

Klima-Killer Lkw

Abseits der Covid-19-Pandemie kam es in Österreich in den letzten Jahren konstant zu einer deutlichen Überschreitung des Zielwertes beim Ausstoß von klimaschädlichen Emissionen im Verkehrsbereich. Ohne die CO2- Emissionen aus dem nationalen Flugverkehr, betragen die Treibhausgas-Emissionen aus dem Verkehrssektor rund 24 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent. Damit ist der Straßenverkehr Österreichs größter Verursacher von Treibhausgas-Emissionen abseits der Industrie.

Entwicklung Emissionen aus dem Lkw – Verkehr

Seit 1990 haben die Emissionen im Luft-, Schienen- und insbesondere dem Straßenverkehr um 74,4 Prozent zugenommen.

In keinem anderem Sektor hat der Ausstoß von Emissionen derartig stark zugenommen. Und verantwortlich ist dafür vor allem der Anstieg der Fahrleistung im Straßenverkehr.

Denn pro 1.000 Tonnenkilometer verursachen 40-Tonnen-Lkw rund 20 Mal so viele Treibhausgase wie die Bahnen in Österreich.

Anteil der Sektoren an den gesamten Emissionen 2019

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Klima-Killer Lkw

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Lastkraftwagen sind wahre Klimakiller. Sie sind die Verursacher von vielen Schäden und negativen Auswirkungen an Mensch, Umwelt und Tieren. Trotzdem sind sie ob ihrer Präsenz aus dem Straßenverkehr nicht wegzudenken.

Doch schon alleine durch seine Größe bedingt, stößt ein Lkw wesentlich mehr giftige und umweltschädliche Treibhausgase aus als ein Pkw. Etwa 37 Prozent der Treibhausgas-Emissionen des gesamten Straßenverkehrs werden durch die Transportfahrzeuge verursacht.

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Die Verweildauer dieser Treibhausgase in der Atmosphäre ist lange. Sie mischen sich in die Atemluft, werden teilweise durch Regenfälle in Meere, Seen und Flüsse gespült, und der Feinstaub aus den Abgasen setzt sich am Boden ab.

Sie heizen die Atmosphäre auf und verursachen sauren Regen, der in ganz Europa immer wieder zu schweren Waldschäden führt. Außerdem schädigt dieser auch nachhaltig die Böden, was zu einer Reduktion des Pflanzenwachstums führt.

Auch bei Land- und Forstwirt*innen kommt es durch den sauren Regen zu enormen Verdienstausfällen.

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Ein weiteres Problem, das der Straßenverkehr und steigende Lkw-Verkehr mit sich bringt, ist die Bodenversiegelung. Dabei hat Österreich bereits das dichteste und längste Straßennetz in Europa, pro Person verfügen wir über 15 Meter an Straßen!

Im Schnitt wurde während der letzten drei Jahre jährlich eine Fläche in der Größe von Eisenstadt versiegelt. Das entspricht 41 km², beziehungsweise einer Versiegelung von 11,3 ha pro Tag. Davon sind 5,8 Hektar durch Versiegelung dauerhaft verloren. Rund 1,1 bis 2,4 Hektar pro Tag entfielen auf den Bau von neuen Straßen.

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Zudem ist der Energieverbrauch von Lastwägen enorm.

Würden die rund 75.000 Lkw mit mehr als 3,5 Tonnen Gesamtgewicht, die es in Österreich gibt, statt durch eine Dieselbatterie elektrisch angetrieben, könnte mehr als die Hälfte der benötigten Primärenergie von rund 72 Petajoule eingespart werden.

Das entspricht einer Einsparung um die Energiemenge, die rund 1.600 Windräder in Österreich pro Jahr erzeugen.

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Insgesamt sind die direkten und indirekten CO2-Treibhausgase von Lastwägen in Österreich sogar um das 25-fache höher, als die der Eisenbahn. Deswegen sollte man meinen, dass in der Warenlogistik eher auf die Bahn gesetzt wird – dem ist aber leider nicht so.

Trotzdem hat der Güterverkehr auf Schienen im Jahr 2020 rund 5,6 Millionen Lkw-Fahrten in Österreich vermieden. Und so sehr viel Geld gespart, denn der Schienengüterverkehr verursacht gemessen an der Transportleistung weniger als ein Drittel der externen Kosten von Lkw.

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Wenn wir nun also das Austrocknen der Seen, das Waldsterben, kaputte und versiegelte Böden, sauren Regen und extreme Unwetter vermeiden wollen, dann muss die Reduktion des Lkw-Verkehrs das oberste Gebot sein.

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Neben dem Klima und der Umwelt, schadet der Lkw-Verkehr auch uns Menschen. Abseits des hohen Unfallrisikos, sind auch die negativen Effekte auf die Gesundheit enorm.

Tödliche Kolosse

Neben der Anzahl der Lkw auf unseren Straßen, steigt auch die Anzahl der Unfälle unter ihrer Beteiligung. Mit fatalen Folgen. Im Jahr 2021 wurde ein trauriger Rekord geschrieben, erstmals in den vergangenen 30 Jahren kam es zu so vielen Toten bei Unfällen mit Lastkraftwagen. 88 Menschen kamen dabei ums Leben, das entspricht 24 Prozent aller tödlich Verunglückten bei Unfällen im Straßenverkehr.

Im Jahr 2020 sind 51 Menschen unter Beteiligung von schweren Lkws ums Leben gekommen. Die Anzahl entsprach exakt jener aus dem Vorjahr. Doch obwohl während der Covid-19 Pandemie die Anzahl von Verkehrstoten insgesamt gesunkenen ist, ist der Anteil der tödlich Verunglückten unter Beteiligung von Lkw von 12 auf 15 Prozent gestiegen.

Doch Unfälle sind bei weitem nicht das Einzige, wodurch Lastwägen die Gesundheit und das Leben von Menschen gefährden. Giftige Treibhausgase, Feinstaub und Lärm schädigen die menschlichen Organe, Nerven und das Immunsystem, machen krank und wirken teilweise sogar lebensbedrohlich.

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Tödliche Kolosse

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Im Jahr 2021 kam es zu einem traurigen Rekord, noch nie war der Anteil der Toten durch Unfälle unter Beteiligung von Lkw so hoch.

Von den tödlichen Unfällen zwischen einem Lastwagen und einem Auto, wurden jedoch 81 Prozent von den Lenker*innen des PKW verursacht.

Bei den tödlichen Unfällen zwischen Lastwagen und Fahrrad oder Fußgänger*in waren dagegen jeweils zu 70 Prozent die Lenker*innen des Lastwagens hauptverantwortlich. Bei diesen Unfällen verunglückten zehn zu Fuß gehende und zehn radfahrende Personen tödlich.

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Weniger offensichtlich als Verkehrsunfälle, aber nicht weniger schwerwiegend, sind die negativen Auswirkungen, die die Abgase der Lkw auf die menschliche Gesundheit haben.

Die darin enthaltenen Treibhausgase vergiften unseren Sauerstoff mit Kohlenstoffdioxid, Methan und Lachgas. Diese schädigen die Gesundheit und beeinträchtigen die Lebensqualität.

Stickstoffdioxide, deren größte Verursacher Lkw sind, schädigen zudem das Immunsystem und können zu Allergien führen. Im Güterverkehr produzieren Lastwägen gleich 12-mal mehr gesundheitsgefährdende Schadstoffe als die Eisenbahn.

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Feinstaub-Emissionen, also kleine Rußpartikel, können außerdem das Herz-Kreislaufsystem und die Atemwege schädigen sowie Krebs auslösen. Auch sie entstehen hauptsächlich bei der Verbrennung in Dieselmotoren.

Züge fahren hingegen hauptsächlich mit Elektrizität, die in Großkraftwerken erzeugt wird. Daher verursachen sie 13-mal weniger Feinstaub als Lkw.

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Rund eine Million Menschen leiden in Österreich unter der Luftverschmutzung durch den Verkehr. Laut Europäischer Umweltagentur führt der verkehrsbedingte Feinstaub, Stickstoffdioxide und Ozon, in Österreich zu 6.100 vorzeitigen Todesfällen pro Jahr.

Das entspricht 69 Todesfällen pro 100.000 Einwohner*innen. Oder anders gerechnet: Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon kosten der Österreichischen Bevölkerung rund 63.000 Lebensjahre.

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1,5 Millionen Menschen in Österreich leiden außerdem unter dem Lärm des Straßenverkehrs in ihrer Wohnung. Und auch dieser Lärm macht Menschen krank. Innerhalb des Verkehrssektors werden Autos, Lastwägen und Busse in etwa gleich häufig als Ursache für Lärmstörungen genannt.

Am meisten leiden unter Verkehrslärm Menschen in Ballungszentren, gefolgt von Anrainer*innen, die entlang von Landstraßen und schließlich von Autobahnen leben.

Viel weniger Menschen in Österreich klagen über Schienenverkehrslärm oder Fluglärm.

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Weiters ist Verkehrslärm für mehr als doppelt so viele Menschen eine Belastung wie zu laute Nachbarn und für dreimal so viele wie Baustellen, die zum Teil auch durch Straßenbau oder Straßensanierungen verursacht werden.

Doch Lärm macht nachweislich krank und die WHO empfiehlt, die dauerhafte Lärmbelastung tagsüber auf unter 53 Dezibel und nachts auf 45 Dezibel zu reduzieren.

Oberhalb dieses Wertes kommt es zu gesundheitsschädlichen Auswirkungen. Stark befahrene Straßen weisen jedoch eine Belastung von über 55 Dezibel auf.

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Und schließlich sind Schlafstörungen, Bluthochdruck, mangelnde Konzentrationsfähigkeit und die Zunahme von biologischen Risikofaktoren, wie beispielsweise Blutfette, Blutzucker und Gerinnungsfaktoren, weitere negative Konsequenzen von dauerhaftem Lärm.

Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie arteriosklerotische Veränderungen („Arterienverkalkung”), Bluthochdruck und bestimmte Herzkrankheiten, ja sogar Herzinfarkte, können durch Lärm verursacht werden.

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Nachdem der Lkw-Verkehr auf unseren Straßen nun also für so viele Missstände verantwortlich ist und so viele Schäden anrichtet, stellt sich die Frage, wofür überhaupt dermaßen viele von ihnen unterwegs sind. Dieser Frage gehen wir als Nächstes nach.

Die Last in den Lastwägen

Von den Unmengen an Gütern, die über Österreichs Autobahnen und Bundesstraßen quer durchs ganze Land und auch in unsere Nachbarländer gekarrt werden, entfällt der größte Teil auf Baumaterialien. Konkret sind es knapp 140 Millionen Tonnen an Steinen, Erden, Bergbauerzeugnissen und Torf. Weitere rund 70 Millionen Tonnen bestehen aus sogenannten „sonstigen Mineralerzeugnissen“, also de facto auch diverses Gestein, Kies und Schutt.

Rund 43 Millionen Tonnen sind land- und forstwirtschaftliche Produkte, darunter auch Tiere, und rund 38 Millionen Tonnen an Nahrung- und Genussmitteln sind unterwegs. In die Kategorie mit dem geringsten Umfang von rund 32 Millionen Tonnen fallen Holzwaren, Papier/-waren und Datenträger.

Und leider fahren auch viele Lastwägen hunderte Kilometer durch Österreich ohne überhaupt vollständig beladen zu sein. Das trifft insbesondere auf leichte Lastwägen zu, die noch wesentlich schlechter ausgelastet sind als schwere Lkw. Obwohl die Anzahl der Paketsendungen stetig steigt, sind es gerade die Kurier-, Express- und Paketdienste, die dadurch besonders negativ auffallen.

Zunahme Paketsendungen von 2019 – 2020

Was auf Österreichs Straßen transportiert wird

Inlandsverkehr 2020 in 1000 Tonnen

Woher all die Lastwägen kommen

Seit Jahren ist Deutschland mit einem Warengewicht von knapp 27 Millionen Tonnen der mit Abstand wichtigste Absender für empfangene Güter in Österreich. Dementsprechend fahren auch die meisten Lkw von unserem großen Nachbarn zu uns. Die Lkw selbst, beziehungsweise die Transportunternehmen die sie losschicken, haben ihren Sitz allerdings meist in Osteuropa, obwohl wir von dort kaum Waren erhalten. Die Ursache dafür liegt wie oben beschrieben darin, dass (auch deutsche) Unternehmen in Osteuropa schlechtere Löhne zahlen können.

Von unserem südlichen Nachbarn Italien erhalten wir rund sieben Millionen Tonnen, aus Ungarn und Tschechien etwa sechs Millionen Tonnen, aus Slowenien knapp dreieinhalb und aus der Slowakei und Polen zwischen 2,1 und 2,7 Millionen Tonnen an Waren.

Transportaufkommen im grenzüberschreitenden Empfang im Straßengüterverkehr in Österreich 2020

Aber natürlich gibt es auch jede Menge Lastwägen auf unseren Straßen, die uns nicht beliefern, sondern einfach nur unser kleines Land in der Mitte Europas durchqueren. Wie viele Durchreisende es genau sind, lässt sich jedoch nur schätzen. Denn der Anteil am Transportaufkommen durch in Österreich registrierte Lastwägen liegt nur bei 1,6 Prozent. Welche Länder zum Durchzugsverkehr in Österreich beitragen kann auch nur bei unseren direkten Nachbarländern genauer abgeschätzt werden.

So lässt beispielsweise Italien rund zehn Millionen Tonnen an Waren über Österreich nach Deutschland fahren und weitere rund vier Millionen Tonnen nach Polen und knapp zwei Millionen Tonnen nach Tschechien. Deutschland lässt Waren mit einem Gewicht von rund neun Millionen Tonnen durch Österreich nach Italien fahren. Weitere 2,4 Millionen Tonnen nach Ungarn, 1,6 Millionen Tonnen nach Slowenien, 1,5 Millionen Tonnen nach Bulgarien und Rumänien, knapp eine Millionen Tonnen in die Schweiz und nach Liechtenstein, sowie 0,8 Millionen Tonnen nach Kroatien. Die osteuropäischen Staaten haben zusammen rund 24 Millionen Tonnen durch Österreich nach Italien oder Deutschland geschickt. 

Das Kapitel Lkw – Rollende Lagerhallen wurde mit Unterstützung des Land Oberösterreich erstellt.