Vom Wald bis ins Sägewerk

Rumäniens Wälder gehören zu den kostbarsten Naturschätzen Europas. Denn in Rumänien gibt es noch rund eine halbe Million Hektar potenzielle Ur- und Naturwälder, die für das Klima sowie für die Tier- und Pflanzenwelt von hohem Wert sind. Doch nicht alle diese Waldgebiete sind auch geschützt. Über die Abgrenzung zwischen Urwäldern, Nationalparks und sogenannten „Natura 2000“-Gebieten, und weiteren altgewachsenen, jedoch wirtschaftlich genutzten Waldgebieten, herrscht Uneinigkeit.

Im Kapitel „Transparente Lieferketten“ des Lieferkettenatlas wollen wir am Beispiel von „Timflow“, einem GPS-Tracking System, das der österreichische Holzkonzern „HS Timber“ nutzt, zeigen, wie transparente Lieferketten vom Wald bis ins Sägewerk Realität werden können. Dazu stützen wir uns auf umfangreiche eigene Recherchen sowie auf aktuelle Berichte von Partner*innen aus Rumänien.

Wir illustrieren dabei die Besonderheit der letzten europäischen Urwälder und der geschützten Wälder in Rumänien, sowie deren besondere Bedeutung. Und wir zeigen die Machenschaften der rumänischen Holzmafia und den Handlungsbedarf in der staatlichen Kontrolle der rumänischen Waldbewirtschaftung auf.

Wald ist nicht gleich Wald

Obwohl mit einer Fläche von rund 230 Millionen Hektar etwa ein Drittel von Europa und Russland von Wäldern bedeckt ist, sind davon laut Schätzungen bestenfalls 4,6 Millionen Hektar noch als natürliche, altgewachsene Wälder zu bezeichnen. Das entspricht nur etwa 2,2 Prozent der europäischen Wälder, die noch als „Urwälder und Wälder mit altem Wachstum“ eingestuft werden können. Etwas mehr als eine halbe Million Hektar dieser Wälder befindet sich wiederum in Rumänien. Das ist mehr als in jedem anderen EU-Mitgliedstaat und entspricht laut Schätzungen rund zwei Drittel der gesamten verbliebenen Urwälder in der Europäischen Union.

Diese besonders schützenswerten Waldgebiete gehören zu den reichhaltigsten Ökosystemen Europas. Zudem speichern sie eine große Menge an Kohlendioxid, denn je älter ein Baum ist, desto mehr CO2 absorbiert er. Außerdem speichern Laubbäume wesentlich mehr CO2 als Nadelbäume. Eine Buche speichert beispielsweise etwa 40 Prozent mehr Sauerstoff als eine Fichte, daher leisten natürlich gewachsene Mischwälder einen viel höheren Beitrag gegen die Erderwärmung als neu gepflanzte Fichtenmonokulturen. In Zeiten der Klimakrise sind die Erhaltung von Urwäldern und die nachhaltige Bewirtschaftung der restlichen Wälder also essenziell, um eine weitere Erderwärmung zu verhindern.

Wie viel Kohlendioxid speichert eine durchschnittliche Buche?

Urwälder, Primärwälder und altgewachsene Wälder sind auch besonders wichtig für die biologische Vielfalt, weil Totholz und die unberührten Flächen die Heimat zahlreicher bedrohter Tierarten wie Bären, Luchse, Wölfe, Schwarzstörche, Eulen, Spechte, Fledermäuse und Käfer sind. Aber warum sind die Unterschiede zwischen den Arten der Wälder so relevant?

Was sind Primärwälder („Urwälder“)?

Als „Primärer Wald“ gilt ein sich natürlich verjüngender Wald aus einheimischen Baumarten, in dem es keine deutlich sichtbaren Anzeichen für menschliche Aktivitäten gibt. Die ökologischen Prozesse dürfen zudem nicht wesentlich durch künstliche Eingriffe gestört sein.

Diese Definition kann allerdings sowohl unberührte als auch durch indigene Völker marginal genutzte Wälder umfassen.

Foto: Matthias Schickhofer

Wälder in denen Jagd, Wilderei, das Stellen von Fallen oder wiederholtes Sammeln den Verlust bedeutender einheimischer Arten oder ein Störung der ökologischen Prozesse verursacht haben, sind aus der Definition ausgeschlossen.

Primärwälder weisen folgende Schlüsselmerkmale auf:

  • Eine natürliche Zusammensetzung von Baumarten
  • Das Vorkommen von Totholz
  • Natürliche Altersstruktur und natürliche Verjüngungsprozesse
  • Natürliche ökologische Prozesse
  • Keine nennenswerten menschlichen Eingriffe
  • oder der letzte menschliche Eingriff liegt so lange zurück, dass sich die natürliche Artenzusammensetzung und die Prozesse wiederhergestellt werden konnten

Was sind altgewachsene Wälder („Naturwälder“)?

Als altgewachsener Wald („old growth forest“) gilt ein Wald, der aus den potentiell am Standort vorkommenden heimischen Baumarten besteht, die sich überwiegend, bzw. seit langer Zeit durch natürliche Prozesse entwickelt haben. Strukturen sind sehr naturnah und gleichen denen von Primärwäldern. Das kann auch Waldbestände umfassen, die einst genutzt worden waren, die sich aber seit sehr langer Zeit ohne forstliche Eingriffe entwickeln konnten. 

Foto: Matthias Schickhofer

Bestände, die nachweislich in einer aktiven Bewirtschaftung stehen, sind aus der Definition ausgeschlossen. Dazu gehören waldbauliche Maßnahmen mit geringer Intensität und das Schlagen von Bäumen.

Einige der wichtigsten Merkmale von Altwaldbeständen sind:

  • Eine natürliche Verjüngung und Lückendynamik
  • Das Vorkommen von großem und vielfältigem Totholz
  • Strukturelle Komplexität und das Vorhandensein von alten Bäumen und baumbezogene Mikrohabitate
  • Eine jahrzehntelange natürliche Entwicklung ohne nennenswerte menschliche Eingriffe
  • Anzeichen früherer menschlicher Aktivitäten können sichtbar sein, aber verschwinden allmählich oder sind zu gering, um die natürlichen Prozesse erheblich zu stören.

Die Abgrenzung zwischen Primärwäldern und altgewachsenen Wäldern ist mitunter schwierig, weil die Frage, ob es vor langer Zeit einmal Nutzungen gab, oft nicht eindeutig beantwortet werden kann. Aus ökologischer Sicht ist es aber gar nicht so wichtig, ob es sich um einen „Primärwald“ oder einen „Altbestand“ handelt, weil es vorrangig um die Sicherung der Artenvielfalt und der natürlichen Funktionen im Ökosystem, wie die Speicherung von Wasser, die Bodenqualität und den Bodenschutz, Kohlenstoffaufnahme und -bindung und die lokale Klimakühlung geht. Oft werden unter „Primärwäldern“ nur Wälder in ihrer letzten, ältesten Entwicklungsphase gesehen – wenn die Bäume groß und alt sind und absterben. In Primär- und Altwälder sind aber nicht alle Bäume immer alt und groß. Windwürfe, Lawinen oder Brände können zur Entstehung großflächiger junger, sich regenerierende Waldflächen führen, die nicht aussehen wie das naive Idealbild eines „Urwaldes“ – mit moosigen Baumriesen und Baumschwämmen. Daher ist wichtig, zur Bewertung der Schutzwürdigkeit eines Waldes nicht nur die klassischen Merkmale ökologisch reifer Waldbestände heranzuziehen (Altbäume, Totholz) sondern den ökologischen Kontext und die Biodiversität, inklusive der Böden umfassend zu berücksichtigen. 

Europäisches Recht versus Rumänisches Recht

In Rumänien gibt es noch mehr als 500.000 Hektar potenzieller Ur- und Naturwälder, mehr als in jedem anderen EU-Mitgliedstaat abseits von Skandinavien. Etwa 300.000 Hektar dieser wertvollen Wälder befinden sich in „Natura 2000“-Gebieten, in denen Verschlechterungen für die Lebensräume geschützter Tier- und Pflanzenarten EU-rechtlich verboten sind. Im Mai 2020 veröffentlichte die Europäische Kommission zudem die EU-Biodiversitätsstrategie für 2030. Darin wurde als Ziel festgesetzt, alle verbleibenden Primär- und Altwälder in der EU zu definieren, zu kartieren, zu überwachen und streng zu schützen.

Allerdings dürfen Wälder in „Natura 2000“-Gebieten und sogar Nationalparks in Rumänien bewirtschaftet werden. Nur in rund einem Sechstel der Ur- und Naturwälder darf hingegen kein Holz geerntet werden. Tatsächlich ist also nur ein Bruchteil der Wälder in Rumänien rechtlich tatsächlich gegen Eingriffe des Menschen geschützt.

Lediglich in den „Kernzonen“ der Nationalparks und in streng geschützten Naturschutzgebieten, in UNESCO-Welterbeflächen und in den Urwäldern gemäß des rumänischen „Nationalen Katalog der Urwälder“, gilt ein Abholzungsverbot.

Wenig überraschend besteht demnach ein anhaltender Konflikt darüber, welche Waldgebiete in den „Nationalen Katalog der Urwälder“ eingetragen werden sollen und welche nicht. Umweltschützer*innen und NGOs setzen sich natürlich dafür ein, dass für einen wesentlich größeren Bereich ein striktes Abholzungsverbot erlassen wird.

Natura 2000 Gebiete

Die in Rumänien kaum geschützten „Natura 2000“ Gebiete sind relativ großflächig und dürfen bewirtschaftet werden.

Regionen im UNESCO Weltkulturerbe

Die strenger geschützten Regionen im UNESCO Weltkulturerbe und Nationalparks sind im Vergleich so klein, dass sie in diesem Größenverhältnis größtenteils sind nicht sichtbar.

Kampf um Schutzzonen

Potenzielle Ur- & Naturwälder, Naturparks
& „Nationaler Katalog
der Urwälder“ im
Größenvergleich

Im Rahmen des rumänischen „Nationalen Katalog der Urwälder und Quasi-Urwälder“ wird aktuell (Mai 2023) nur eine Fläche von 72.279,43 Hektar strikt geschützt. Davon sind 8.579,8 Hektar Urwälder und 63.699,63 Hektar als Quasi- Urwälder eingestuft. Das ist zwar ein deutlicher Anstieg der Fläche im Vergleich zu den vorherigen Versionen des Katalogs, aber noch nicht einmal ein Drittel der ökologisch wertvollen Fläche in Rumäniens „Natura 2000“ Gebieten.

Die Fällungen in Ur- und Naturwäldern stehen im Widerspruch zu EU-Recht, das Verschlechterungen von Schutzgütern in Natura 2000 Gebieten verbietet, betonen die Nichtregierungsorganisationen Agent Green, ClientEarth und EuroNatur. Daher haben sie im Jahr 2019 eine formelle Beschwerde an die EU-Kommission übermittelt. Im Februar 2020 hat die Europäische Kommission darauf reagiert und ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Rumäniens Regierung eingeleitet. Die Mahnschreiben der EU nach Bukarest blieb aber bis zum Oktober 2023, abgesehen von kleinen Anpassungen des Kontrollsystems „Sumal“, ohne Wirkung. Im Gegenteil – die oben genannten NGOs kritisieren, dass die genehmigten Abholzungen in ökologisch wertvollen Wäldern in Natura 2000 Gebieten ungebremst weitergehen. Im Urwald-Hotspot Fagaras Gebirge habe die Zerstörung alter Wälder nach Eröffnung des EU-Verfahrens gegen das EU-Mitglied Rumänien zwischen 2020 und 2021 sogar drastisch zugenommen haben.

Gheorghe Mihăilescu, der Direktor des staatlichen Forstunternehmens Romsilva, weist jedoch jede Kritik zurück, so sagte er etwa 2019:

„Die Wälder sind geschützt. Das gilt zumindest für die Wälder, für die wir verantwortlich sind. Wir tasten sie nicht an. Umweltorganisationen haben tatsächlich Beschwerden bei der Europäischen Kommission eingereicht. Das Problem ist, dass diese Leute alles durcheinander bringen. Sie vergleichen die Ergebnisse der 2004 durchgeführten Pin-Matra-Studie mit der von uns durchgeführten Kartierung von Urwald, um sie in diesen Katalog aufzunehmen. Allerdings macht es keinen Sinn, Daten aus einem theoretischen Modell mit konkreten Daten zu vergleichen. In der Praxis werden alle diese Wälder überwacht und streng kontrolliert. Darüber hinaus gibt es im bei der UNESCO registrierten Naturerbe aterielle Fehler. Es gibt Landstraßen, Gebiete, in denen es Eingriffe, forstwirtschaftliche Arbeiten gegeben hat, aber weil die Studie, auf der die Liste der geschützten Stätten, die zum UNESCO-Erbe gehören, basiert, eine theoretische Studie war, gab es keine konkrete Forschung auf diesem Gebiet. Wir korrigieren diese wesentlichen Fehler jedoch derzeit. Und einige NGO sind dagegen. Aber wissen Sie, es gibt viele andere NGO, die auf unserer Seite sind und uns helfen. Natürlich machen auch wir manchmal Fehler. In diesen Fällen steht oft unsere Glaubwürdigkeit auf dem Spiel. Wir tun jedoch unser Bestes, um das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Arbeit unseres Vorstands wiederherzustellen.“

Rumäniens Wälder in Gefahr

Die Abholzungen in den EU-rechtlich geschützten Ur- und Naturwäldern Rumäniens gehen trotz EU-Vertragsverletzungsverfahren weiter, berichten Agent Green und EuroNatur. Im Oktober 2023 forderten sie daher die EU-Komission auf, den Fall an das Höchstgericht zu übergeben.

Die Geschichte der Zerstörung der Urwälder Rumäniens reicht weit in die frühindustrielle Zeit zurück. Um das Jahr 1900 gab es noch ca. eine Million Hektar Urwald. Während der kommunistischen Ära waren alle Wälder in der Hand des Staates und wurden einheitlich verwaltet. Danach, in den 1990er-Jahren, begannen Restitutionen des Wälder. Allerdings kam es dazu zu einigen Unstimmigkeiten über die Besitzverhältnisse, weswegen es zu mehrmaligen Änderungen kam, die zu Kritik von Umweltschützer*innen und der EU führten. Heute sind noch 48 Prozent der rumänischen Wälder öffentliches Eigentum, die Rückführung in den privaten Besitz hat den lukrativen Geschäften mit dem Holz Tür und Tor geöffnet und auch die Staatsforste Romsilva und die Forstbehörden stehen immer wieder in heftiger Kritik seitens der NGOs wegen Korruption und Abholzungen in Schutzgebieten. 

Was passiert mit nicht genehmigtem Holz?

Seit dem EU-Beitritt Rumäniens im Jahr 2007 sind riesige Flächen, auch an geschützten Ur- und Naturwäldern, abgeholzt und unwiederbringlich zerstört worden.  „Global Forest Watch“ hat auf Basis von Satellitenkarten errechnet, dass zwischen 2001 und 2017 auf einer Fläche von fast 320.000 Hektar Wald abgeholzt wurde, wovon laut ihren Angaben, rund die Hälfte in Nationalparks und Naturschutzgebieten lag. Umgerechnet entspricht das einer Erntefläche von 20.000 Hektar jährlich, laut nationaler Forstinventur fand im Jahr 2021 auf einer Fläche 23.918 Hektar Wald Wiederaufforstung statt. Dazu muss jedoch festgehalten werden, dass neu gepflanzte junge Bäume natürlich eine wesentlich geringere Menge an CO2 absorbieren.

Die hohe Nachfrage nach Holz als Brennmaterial und für billige Möbel fördern dubiose Geschäfte. Die weit verbreitete Korruption im Land trägt ihr übriges zu den unaufhörlichen illegalen Fällungen bei.

Aufzeichnungen aus der Nationalen Forstinventur Rumäniens belegen, dass zwischen 2013 und 2018 jährlich 38 Millionen Kubikmeter Holz geschlägert wurden – das sind mehr als doppelt so viel, wie in den Waldmanagementplänen genehmigt waren. Auf jeden legal geernteten Baum folgte demnach ein weiterer illegal gefällter Baum.

Besonders bitter ist, dass von diesem nicht genehmigten Holz 80 Prozent aus den so kostbaren Laubwäldern stammten. Und während nach dieser Statistik beim Nadelholz über 80 Prozent in der industriellen Verarbeitung gelandet sind, endeten 44 Prozent des Laubholzes als Brennholz. Somit wurde auch all das von ihnen gespeicherte CO2 wieder in die Luft abgegeben.

Doch was passiert mit all den Millionen Tonnen Holz, die jedes Jahr für die industrielle Verarbeitung geschlägert werden? Und warum spielt auch die österreichische Holzwirtschaft dabei eine besondere Rolle?

Die Rolle der österreichischen Holzriesen in Rumänien

Die meisten und größten Sägewerke in Rumänien werden von Unternehmen im Besitz von Österreichern betrieben. Die niedrigen Lohnkosten machen Rumänien zu einem attraktiven Betriebsstandort. Allerdings steht der rumänische Forstsektor in Bezug auf Korruption stark in der Kritik. Und die Sammlung der Skandale, die sich in den letzten Jahren um die rumänische Holzmafia ergeben hat, ist lang. Schon eine einfache kurze Eingabe im Internet reicht, um dutzende Suchergebnisse über illegale Abholzung, verbotene Kahlschläge, Korruption, Gewalt gegen Forstbeamte und Umweltschützer bis hin zu angeblichen Morden zu finden.

Schließlich gilt mit 30,4 Prozent fast ein Drittel der rumänischen Bevölkerung als armutsbedroht und die Wirtschaftsleistung ist mit einem Verbraucherpreisindex von unter 50 gering. Zudem ist die forstwirtschaftliche Infrastruktur im Gegensatz zur der in Österreich unterentwickelt. Es gibt keine vernünftig gefestigten Forstwege und bei der Ernte wird Großteils manuell oder mit schwerem Gerät brachial vorgegangen. Außerdem wird auch mit Holz gehandelt, dass noch gar nicht geerntet wurde, die Bäume stehen also noch im Wald, während sie schon verkauft werden, was zusätzliche Unsicherheit über die Menge der Holzentnahmen schafft. Die systematische Unterbewertung dieser Flächen hinsichtlich des darauf stehenden Holzes ist die Hauptquelle für illegales Holz in Rumänien. Denn offiziell wird weniger Holz verkauft, als auf diesen Flächen tatsächlich vorhanden ist.

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Österreichs Holzgiganten in Rumänien

Noch befinden sich in Rumänien riesige Waldflächen und die letzten Urwälder Europas. Diese drohen jedoch auch unter der Mitwirkung von österreichischen Holzkonzernen zerstört zu werden.

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Besonders gefährdet sind die (Rot)Buchenwälder, die einst ganz Europa bedeckten und heute abseits der Karpaten selten geworden sind. Doch ihr Holz ist auch ein heiß begehrter, äußerst lukrativer Rohstoff.

Deswegen sind laut Euronatur bereits über 45 Prozent dieser Urwälder mit ihren Primärbäumen vernichtet worden.

Das Geschäft mit der illegalen Abholzung boomt und Korruption erschwert den Schutz der Wälder massiv.

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Die meisten und größten Rundholz verarbeitenden Sägewerke in Rumänien werden von Österreichern betrieben.

Die Holzriesen „Kronospan„, „HS Timber“ und „Egger“ betreiben dort riesige Fabriken zur Produktion von Spanplatten, Laminat, Tischlerplatten, Pellets und vielem mehr. Dabei erwirtschaften sie nicht nur milliardenschwere Umsätze, sondern verarbeiten auch tausende Tonnen Holz.

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Der Tiroler Holzkonzern Egger betreibt Fabriken an 21 Standorten weltweit, mit rund 11.100 Beschäftigten. Laut eigenen Angaben erzielte der Konzern im Geschäftsjahr 2021/2022 einen konsolidierten Umsatz von rund 4,23 Milliarden Euro und produzierte 10,5 Mio. m3 Holzwerkstoffe und Schnittholz.

Seit 2008 betreibt Egger auch im Nordosten von Rumänien in der Stadt Radauti eine Fabrik, in der rund 700 Arbeiter*innen beschäftigt sind und jährlich über 600.000 Kubikmeter Rohspanplatten produziert werden sollen. Circa 80 Prozent davon werden weiterveredelt und kommen als melaminharzbeschichtete Platten auf den Markt.

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Der Tiroler Holzkonzern Egger muss sich bereits für einige Skandale in Rumänien verantworten. Erst im September 2022 wurde bei dem Egger Werk in Radauti eine Razzia wegen des Verdachts auf Geschäfte mit illegal geschlägertem Holz. Weitere Vorwürfe betrafen Steuerhinterziehung, Geldwäsche und Unterschlagung.

Zu den Ermittlungen befragt betonte der Konzern, dass Egger Romania nicht als Beschuldigter geführt wurde. Allerdings verdächtigten die Behörden einige seiner Holzzulieferer. Zuletzt wurde Egger wegen Verstößen gegen das Wettbewerbsrecht im Februar 2021 zu einer Strafe von umgerechnet rund 4,7 Millionen Euro verpflichtet.

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Der Holzriese Kronospan im Besitz der Salzburger Familie Kaindl, betreibt zwei Fabriken in Rumänien. Eine in Braşov und eine in Sebeş, sowie ein Logistikzentrum in Constanta. Der Umsatz in Sebes betrug zuletzt über 27 Millionen Euro, der Gewinn über 7 Millionen Euro.

Der Holzverarbeitungskonzern beziffert laut rumänischen Medienberichten das Investitionsvolumen mit 200 Mio. Euro. Kronospan ist seit 1999 mit einer Vertriebsfirma und seit 2004 mit seiner Fabrik in Sebes (Mühlbach) auf dem rumänischen Markt vertreten. Das Fabrikareal in Brasov umfasst 46 Hektar.

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Dem Spanplattengiganten Kronospan wurden schon so viele Strafen für Luft-, Wasser und Umweltverschmutzung auferlegt und es kursieren so dermaßen viele Vorwürfe gegen die Konzern, dass wir ihm eine eigene Recherche gewidmet haben.

Zudem wurde erst im März 2023 das weit verzweigte Offshore-Netzwerk des Konzerns und seine Kundenbeziehung zur Raiffeisen Bank International, die sogar die Finanzmarktaufsicht auf den Plan rief, medial ausführlich behandelt.

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Im Jänner 2021 wurden alle österreichischen Holzriesen wegen wettbewerbsrechtlicher Verstöße zwischen 2011 und 2016 verurteilt.

Gemeinsam mussten sie für die Vergleiche mit der Wettbewerbsbehörde gut 26 Millionen Euro an Strafen bezahlen. Davon entfielen auf Schweighofer (heute HS Timber) über zehn Millionen Euro, auf Kronospan rund 9,5 Millionen Euro und auf Egger fast fünf Millionen Euro an Vergleichszahlungen.

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Selbst ein aktuell laufendes Vertragsverletzungsverfahren der EU scheint laut Satellitenbildern keine Wirkung auf die rumänische Holzmafia und ihre illegalen Abholzungen zu haben. Der nationale Katalog der „Virgin Forests“ umfasst derzeit nicht einmal fünfzehn Prozent der 525.000 Hektar potenzieller Natur- und Urwälder Rumäniens. Die Kriterien für eine Ausweisung sind sehr streng und nur ein Teil dieser Flächen sich behördlich dafür qualifiziert. Zielvorgabe waren ursprünglich 400.000 Hektar. Und gut zwei Drittel der aktuell neu hinzu genommenen Wälder hatten ohnehin schon den Status des UNESCO-Weltnaturerbes. Derzeit sind rund 210.000 ha der Rumänischen Wälder als „Nichteingriffsflächen“ ausgewiesen. Das sind rund 3 Prozent der Rumänischen Wälder.

Vor-Ort-Augenschein in Rumänien

Um uns vor Ort ein Bild über die Holzindustrie in Rumänien machen zu können, waren wir Mitte März 2023 in Brasov, um uns dort Holzernteflächen in den rumänischen Wäldern anzusehen und auch eines der Werke des österreichischen Holzunternehmens HS Timber in Reci zu besuchen. Bei HS Timber hat der Vorstand bereits 2015 eine Richtlinie beschlossen, kein Holz aus Nationalparks in Rumänien zu beziehen. Dafür musste HS Timber allerdings auch viele weitere Maßnahmen zur Kontrolle der Lieferkette setzen, um zu verhindern, dass möglicherweise illegal geerntetes Holz oder Holz aus Nationalparks ins Werk kommt.

Unser erstes Ziel war eine riesige kahle, geräumte Fläche von rund 40 Hektar Größe in Balan. Diese liegt unmittelbar außerhalb der beiden Europaschutzgebiete „Munții Ciucului“ und „Cheile Bicazului – Hășmaș“, in denen sich auch einige streng geschützte Wälder, Vogelschutzgebiete und Lebensräume von gefährdeten Tierarten befinden. Das Holz der nun komplett geräumten Fläche hat HS Timber aufgekauft und verarbeitet.

Die Ursache für dieses vermeintlich brachiale Vorgehen, bei dem auch der empfindliche und für die Wiederaufforstung so wichtige Waldboden nachhaltig geschädigt wurde, war jedoch keine reguläre Holzernte, sondern ein Windwurf, der die durch einen Borkenkäferbefall geschwächten Bäume umgerissen hat. Bestätigt wurde uns dieser Umstand durch einen Mitarbeiter von HS Timber und die lokale Forsteigentümergemeinschaft, die uns Fotos des Hanges vor der Räumung vorgelegt haben. Er versichert uns auch, dass in Rumänien das Forstrecht vorschreibt, dass das gesamte Schadholz zur Gänze entfernt werden muss, auch wenn sich in den abgestorbenen Bäumen keine Borkenkäfer mehr befinden.

Klicken Sie auf die Karte, um mehr über die einzelnen Stationen in Rumänien zu erfahren!

Aus ökologischer Sicht sind so große Kahlflächen jedoch problematisch, da der offene Boden durch die Sonne erwärmt wird, austrocknet und seine Regenerationsfähigkeit verliert. Selbst die umliegenden Wäldern werden durch die kahle Fläche geschwächt und Käfer-Kalamitäten daher begünstigt. Die tiefen Schneisen, welche die schweren Maschinen der Schlepper hinterlassen haben, zerfurchen sichtbar den gesamten Hang. Das ist problematisch, da sich das Regenwasser nicht gleichmäßig über den Boden verteilen, sondern kanalisiert abfließen und damit den Boden erodiert. Leider ist dieses Vorgehen in Rumänien aufgrund der schlechten Ausstattung mit Forststraßen noch gängige Praxis.

Kürzlich geräumte Fläche nach einem Windwurf in Balan.

Visite im Sägewerk von HS Timber in Reci

Wer sich mit der rumänischen Holzwirtschaft auseinandersetzen will, kommt an HS Timber nicht vorbeiDenn das Unternehmen gehört zu den wichtigsten Holzverarbeitern in Rumänien.

Im Jahr 2021 betrug die Gesamteinschlagsmenge in rumänischen Wäldern 19,4 Millionen Kubikmeter. HS Timber hat im selben Jahr davon rund 850.000 Kubikmeter bezogen. Davon stammen laut HS Timber wiederum 2,7 Prozent des gekauften Volumens aus Wäldern, die älter als 160 Jahre sind. Runde 76 Prozent stammen aus Durchforstungen von Wäldern, die jünger als 120 Jahre sind. 

Um uns ein besseres Bild der Kontrollen über die Holzlieferungen machen zu können, haben wir am 15. März 2023 mit der Unterstützung von Umweltschützer Matthias Schickhofer das Sägewerk der HS Timber Gruppe in Reci im Landkreis Covasna besucht.

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Bei HS Timber in Rumänien

Fotos von Matthias Schickhofer

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Rund um das riesige Werk der HS Timber Gruppe in Reci im Landkreis Covasna, stapeln sich gigantische Berge von Rundholz. Im Jahr 2021 lag der Einschnitt in Reci bei rund einer Million Kubikmeter, rund 50 Prozent des dort verarbeiteten Holzes stammt aus rumänischen Wäldern.

Seit der Inbetriebnahme des Werkes im Jahr 2015, wurden dort bei einem durchschnittlichen Durchmesser von 17 cm pro Baum schon schätzungsweise 143 Millionen Baumstämme verarbeitet.

Das Betriebsgelände umfasst eine 70 Hektar große Fläche, auf der rund 580 Beschäftigte arbeiten. Jährlich können in dem Sägewerk in Reci rund 1,2 Millionen Kubikmeter Rundholz und 400.000 Kubikmeter Hobelware verarbeitet sowie 198.000 Tonnen Pellets produziert werden.

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Unsere Führung durch das Werk beginnt bereits bei der für uns wichtigsten Station: Dem Tor. Durch dieses liefern täglich dutzende Lkw das kostbare Holz. Hier wird jede einzelne Holzannahme dokumentiert und kontrolliert.

Der gesamte Prozess ist voll digitalisiert und läuft nach einem standardisierten Procedere ab. Die Lieferdokumente müssen alle notwendigen Informationen aller HS-Lieferanten und Unterlieferanten entlang der gesamten Lieferkette enthalten.

Das umfasst: Adress- und Kontaktdaten, die Anzahl der Holzplätze, auf denen das Holz zwischengelagert wurde, sowie Infos zu Schwesterfirmen und vorhandenen Zertifikaten.

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Bevor HS Timber eine Geschäftsbeziehung aufnimmt, wird der Lieferant vor Ort kontrolliert. Dabei werden nicht nur die Einhaltung der Arbeitssicherheitsvorschriften, sondern insbesondere auch die Rechtmäßigkeit seiner Holz Zu- und Abflüsse sowie die Einhaltung aller Vorschriften bei der Holzernte kontrolliert.

Vom Lieferanten müssen alle rechtlich vorgeschriebenen Dokumentationen und Registrierungen hinsichtlich seiner Ernteorte vorgelegt werden. Dabei muss die Herkunft des Materials nach Produkt und gelieferter Holzart und die Waldbewirtschaftungseinheiten nachgewiesen werden.

Danach werden die übermittelten Ernteorte bei HS Timber registriert. Dabei werden alle Herkunftsdokumente aller Lieferanten gespeichert. Sie enthalten die Informationen über die verfügbaren Mengen an Nadelsägerundholz, den Zeitrahmen der Ernte und die gesamte Erntemenge des Lieferbetriebs.

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Bei der Zulieferung zum Werk muss der Lkw-Fahrer die Fotos von der Beladung seines Lkw am jeweiligen Herkunftsort zur Verfügung stellen, um diese mit der Ladung bei Eintreffen am Werkstor vergleichen zu können. Am Ladeort werden mit einer App nicht nur Fotos, sondern auch ein Zeitstempel und die GPS-Koordinaten des Ladepunktes registriert. HS Timber hat dieses System „Timflow“ (von Timber und Flow) genannt.

Die Ladung wird dann auf das jeweilige dokumentierte Erntedokument gebucht. Im betriebsinternen System der HS Timber Gruppe wird dann die gesamte Liefermenge von sämtlichen verfügbaren Holzbeständen der einzelnen Lieferanten abgezogen.

Wenn die Liefermenge zu 100 Prozent mit der registrierten verfügbaren Menge (pro Sortiment/Holzart) übereinstimmt, werden neue Holzquellen, die bisher noch nicht im System gespeichert waren, ergänzt, um sie zu überprüfen und zu bestätigen. Abschließend werden im System alle verfügbaren Holzernten aus rumänischen Nationalparks durchgegangen, um sicherzustellen, dass kein Holz aus diesen Gebieten angekauft wird.

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Am Holzladeplatz werden dann alle Lieferungen wie auf einem Lagerplatz voneinander getrennt aufgestapelt und mit einer Nummer versehen. So kann nachvollzogen werden, wo genau welche Holzlieferung liegt.

Das ist besonders wichtig bei Lieferungen, bei denen noch weitere Nachforschungen und Kontrollen vorgenommen werden, bevor diese verarbeitet werden können.

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Bei der Rundholzaufgabe werden die Stämme übernommen, digital vermessen und entrindet. Dabei werden letzte abstehende kleinere Äste und dann die gesamte Rinde entfernt.

Auf einem Förderband unter den Stämmen wird die entfernte Rinde gesammelt und dann als Energiequelle für die Trocknung der eingeschnittenen Hölzer verwendet.

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Gleich im Anschluss an die Aufgabe befindet sich die Sortieranlage, in der die Baumstämme nach ihrem Durchmesser, Länge, Qualität und Holzart sortiert und je nach Größe in einzelne Sortierboxen abgelegt werden.

Von dort werden sie dann auf die jeweiligen „Polter“ gebracht, so heißen die Holzstapel mit sortierten Stämmen.

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In der Sägehalle werden die entrindeten Stämme weiterverarbeitet. Dabei wird je nach Produkt auf die entsprechend sortierten und geeigneten Stämme zurückgegriffen.

Manche werden zu schmäleren Brettern, andere zu dicken Balken oder Kanthölzern gesägt.

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Sämtliche Holzreste und Sägeabfälle werden zu Spänen zerkleinert und in diese Silos geleitet.

Sie werden zu Pellets verarbeitet, als Energiequelle für die eigene Produktion genutzt oder an die weiterverarbeitende Industrie verkauft.

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Hier sieht man die Röhren, aus denen in den Produktionshallen die fertigen Holz-Pellets in die Verpackungsanlage geleitet werden.

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Die Holz-Pellets werden für den Verkauf einheitlich verpackt, auf Paletten aufgeschichtet und dann von Lkw palettenweise für den Handel abstransportiert.

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Großteils werden aus den Kiefer, Fichten- und Tannenbaumstämmen allerdings Leimholzprodukte hergestellt.

Diese Leimhölzer gelten als qualitativ hochwertig, da sie aus massivem Holz und nicht aus Spänen gefertigt werden. Sie sind sehr belastbar und können im Hausbau eingesetzt werden und über Jahrzehnte beispielsweise schwere Decken tragen.

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HS Timber hat mit „Timflow“ zweifelsfrei ein Compliance- und Kontrollsystem entwickelt, das mit denen von rumänischen und auch österreichischen Mitbewerbern nicht vergleichbar ist. Das war auch notwendig, denn obwohl die rumänische Gesetzgebung einen großen Schritt nach vorne gemacht hat, als sie mit „SUMAL“ ein nationales Kontrollsystem für Holz und eine neue Verordnung eingeführt hat, die bei Volumenabweichungen von mehr als zehn Kubikmetern nicht nur die Ladung, sondern auch den Lkw beschlagnahmt, gibt es darin weiterhin Lücken.

Rumäniens nationales Kontrollsystem „SUMAL“

Agent Green hat die weiterhin bestehenden Lücken, die Raum für den illegalen Holzhandel lassen, in seiner im Oktober 2022 vorgestellten Studie „Ten ways of cheating SUMAL“ dokumentiert und schlussfolgert: „Die Methoden des Diebstahls sind nicht einmal besonders raffiniert. SUMAL kann von Transporteuren und Verarbeitern durch mindestens zehn Diebstahlmethoden wie Teleportation, Zeitreisen, Verdunstung oder Sublimation sehr leicht getäuscht werden. In allen Fällen taucht das gestohlene Holz nie in SUMAL auf und das Volumen des gestohlenen Holzes übersteigt das der legalen Ernten“, sagt dazu Gabriel Păun, Präsident von Agent Green.

Zusammengefasst ergeben sich aus dem Agent Green Bericht diese zehn Methoden des Diebstahls und zehn Gründe für die Aktualisierung von SUMAL:

  • Die klassische Methode – Transport von Holzmaterial ohne Begleitgenehmigung
  • Umladungsmethode (im Volksmund: Teleportation)
  • Offline-Transportmethode (volkstümliche Bezeichnung: Verdampfung)
  • Mehrfachtransport (mindestens zweimal mit demselben Dokument)
  • Sendungen ohne die erforderlichen Fotos oder mit nicht konformen Fotos
  • Virtuelle Beförderungsmethode
  • Inkognito-Transporte (in SUMAL unsichtbar)
  • Illegale Zwischenlager
  • Holzhändler
  • Nach Menge und Wert überladene Lastkraftwagen

Um versteckte, also in SUMAL unsichtbare Sendungen zu unterbinden, muss etwa verhindert werden, dass Holztransporte während der gesamten Strecke mit ausgeschalteten GPS unerkannt bleiben. Noch können beispielsweise die Lkw-Fahrer die Lieferung von ihrem mobilen Endgerät einfach löschen, so dass die offline eingegebenen Daten niemals an den SUMAL-Server übermittelt werden. Sie installieren die App für ihr Mobiltelefon für jede Lieferung unbegrenzt oft neu, um Daten offline einzugeben, die sie nur im Falle einer Kontrolle der Route online hochladen würden.

Timflow von HS Timber

Timflow von HS Timber ergänzt die Daten von SUMAL mit eigenen Kontrollen und Daten. Zudem schreibt HS Timber seinen Lieferanten GPS-Geräte vor, die fix in den Fahrerkabinen der Lkw verbaut sein müssen und nicht einfach deaktiviert werden können. 

Im Jahr 2022 wurden 25.109 Lieferungen von Timflow erfasst. Insgesamt 6,52 Prozent (1.636) der Lieferungen davon waren Gegenstand einer zusätzlichen Untersuchung, weil etwa eine Route fehlte oder unvollständig war, Timflow nicht eingeleitet wurde, es eine Ladepunkt Abweichung gab oder die Parzellendokumente, von denen das Holz stammt, vor dem Eintreffen der Ladung nicht in Timflow registriert waren.

Das Ende der Lieferkette

Zusammenfassend muss hervorgehoben werden, dass HS Timber bis dato als nach wie vor einziges Unternehmen im rumänischen Holz-Business deutliche Impulse und Investitionen in Transparenz und Rückverfolgbarkeit der Lieferkette gesetzt hat. Selbst das staatliche SUMAL2.0 System verlangt mittlerweile Kernkontrollpunkte wie eine obligatorische Fotodokumentation oder die GPS-Koordinaten nach dem Vorbild von Timflow.  

Dennoch: In der durch unzählige Fälle von Korruption und illegaler Abholzung in Verruf geratene rumänische Holz- und Forstbranche bleibt die saubere Umsetzung eines ausgefeilten Sicherheitssystems aber eine beständige Herausforderung. Intensive Kontrollen und Beachtung kritischer Stimmen aus der Zivilgesellschaft sind daher umso wichtiger, um Risiken aufzuzeigen und Missstände zu bekämpfen. Dies muss auch im Interesse der Unternehmen sein.

HS Timber ist aktuell der einzige Holzkonzern in Rumänien, der in seinem Lieferkettenmanagement weit über den gesetzlichen Standard hinaus geht. Wir hoffen, dass dies neue Standards setzt und dass sich die Mitbewerber (allen voran die österreichischen) ein Beispiel daran nehmen.

Und was passiert mit dem Holz, das in den HS Timber-Werken in Rumänien verarbeitet wird? Die aus Kiefer-, Fichten- und Tannensägerundholz produzierten Schnittholzprodukte, werden danke ihrer hohen Qualität und Robustheit vor allem im Hausbau eingesetzt. Vor allem in Nordamerika werden viele Einfamilienhäuser in Holzbauweise gefertigt. Für sie ist HS Timber ein langjähriger Lieferant. Jährlich werden dort über 15.000 Einfamilienhäuser mit den von HS Timber produzierten Leimhölzern gebaut.

Das Kapitel „Transparente Holz Lieferketten“ wurde mit Unterstützung von HS Timber erstellt.