Kakaobohnen sind neben Zuckerrohr der wichtigste Rohstoff für die globale Süßwaren-Industrie. In Form von Schokolade ist Kakao eines der beliebtesten und schon bei kleinen Kindern bekanntesten Produkte weltweit. Doch aus den so wertvollen „Bohnen“, die eigentlich die Samen des Kakaobaums sind, wird weit mehr als nur Schokolade hergestellt. Auch in der Kosmetikindustrie, als Düngemittel, Viehfutter, Heizmaterial oder zur Produktion von Alkohol, Essig und Saccharose – also Zucker – findet Kakao Verwendung.
Im Kapitel Kakao des Lieferkettenatlas wollen wir am Beispiel des „Angry Gorilla“ aus Schokolade von gebana zeigen, wie eine vorbildliche Lieferkette in der sonst durch Ausbeutung, Kinderarbeit und Naturzerstörung geprägten Schokoladenproduktion, umgesetzt werden kann.
Wir behandeln dabei den Anbau von Kakao in Togo, das im Herzen des sogenannten Kakaogürtels liegt und wo gebana auf direkte Zusammenarbeit mit Bauern setzt. Wir klären über die zunehmende Kinderarbeit an der Elfenbeinküste und Ghana auf und werfen einen Blick auf die Rodung des Regenwaldes in Westafrika. Denn die Schokolade, die wir kaufen, soll uns schließlich vollends schmecken und keinen bitteren Nachgeschmack hinterlassen.
Der Kakaogürtel
Kakaopflanzen sind sehr anspruchsvoll. Die Bäume wachsen nur in einem tropischen Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit, viel Regen, einer konstant hohen Temperatur zwischen 25 und 30 Grad Celsius und an schattigen Plätzen. Diese Bedingungen finden sich nur in Nähe des Äquators, zwischen dem 23sten Grad nördlicher Breite und dem 23sten Grad südlicher Breite. Dieses etwa 2200 Kilometer breite Band, das sich rund um die gesamte Weltkugel zieht, ist der sogenannte Kakaogürtel.
Klicken Sie auf die jeweiligen Länder, um mehr über den Kakaoanbau dort zu erfahren!
Erntemenge der führenden Anbauländer von Kakaobohnen weltweit in den Jahren 2021/22
(in 1.000 Tonnen)
Ursprünglich kommt die Kakaopflanze aus dem Amazonasgebiet in Südamerika, wo sie schon seit der Zeit der Mayas rund tausend Jahre vor Christus für ihren geschmackvollen, schokoladig-süßsauren Saft kultiviert und geschätzt wurde. Die Kakaosamen wurden sogar als Zahlungsmittel eingesetzt.
Nach der Verbreitung in Mittelamerika, wurde der Kakaobaum im Jahr 1824 von den Portugiesen auf die Insel Sao Tomé und nach Gabun mitgenommen. Von dort aus verbreiteten sie sich die über die Westküste Afrikas bis zur Elfenbeinküste. Schon in den Zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde Afrika zum größten Kakaoexporteur der Welt.
Rund zwei Drittel der gesamten Welternte der Kakaosamen stammen alleine von der Côte d’Ivoire, mit den anderen afrikanischen Ländern werden 75 Prozent der globalen Kakaoproduktion abgedeckt. Seit den 1980er Jahren wird der Kakaoanbau auch in Asien zu einem relevanten Wirtschaftszweig. Nach Indonesien bauen nun auch die Philippinen, Indien, Thailand, Vietnam und Malaysia ihre Anbauflächen weiter aus.
Afrika ist das wichtigste Anbaugebiet von Kakao
Die Produktion von drei Viertel der Kakao-Welternte hat Afrika auch viele Probleme gebracht. Denn mit der steigenden Menge der Kakaoproduktion sanken die für die Bauernfamilien ohnehin schon sehr geringen Preise. Zudem wurde für die Anbauflächen rund 90 Prozent des kostbaren Regenwaldes an der afrikanischen Westküste gerodet.
Weitere Probleme in der afrikanischen Kakaoproduktion sind Kinderarbeit, der Einsatz von giftigen Pestiziden, hoher Wasserverbrauch, Landraub und ausgelaugte Böden aufgrund von Monokulturanbau.
Kinderarbeit und Armut an der Elfenbeinküste
Bis zu 92 Millionen Kinder müssen in Afrika arbeiten. Der Großteil davon in der Landwirtschaft, zum Beispiel auf den Kakaoplantagen, aus deren Ernte später die Schokolade der beliebtesten Marken in unseren Supermärkten hergestellt werden. Obwohl die Folgen des Arbeitens in so jungen Jahren für die Kinder fatal sind und ihre ganze weitere Zukunft bestimmen, sind sie und ihre Eltern aus Not dazu gezwungen. Denn die Bauernfamilien leben in großer Armut, weil sie sehr kleine Flächen von ein bis drei Hektar bewirtschaften und der Kakaopreis dabei nicht für ein Auskommen reicht. Die Kinder als kostenlose Arbeitskräfte einzusetzen ist dabei oft der letzte Hebel, den die Familien haben. Selbst die drakonischen Strafen, die die Regierung der Elfenbeinküste kürzlich verabschiedet hat, ändern nichts an diesem Umstand.
Doch es gibt Möglichkeiten etwas gegen die Ursache der Armut an der afrikanischen Westküste zu unternehmen. Ein passendes Beispiel für den Versuch einer Verbesserung der Strukturen, die die Bauernfamilien in die Armut treiben haben wir in Togo gefunden. Dort bemüht sich gebana mit einem eigenen Vertriebsmodell von Kakao tatsächlich existenzsichernde Löhne für die togolesischen Bauernfamilien zu gewährleisten.
Was kostet Kakao?
Kakao wird heute großteils in Westafrika von kleinbäuerlichen Familien angebaut. An der Verarbeitung der geschmacksintensiven und vielseitig einsetzbaren Kakaobohnen, verdienen sich Süßwarenhersteller weltweit eine goldene Nase. Bei den sechs bis sieben Millionen Bauernfamilien und den weiteren 40 bis 50 Millionen Menschen, die indirekt vom Kakaoanbau leben, kommt davon in der Regel so gut wie nichts an.
Denn die Bauernfamilien besitzen nur wenige Hektar bewaldetes Land, auf dem sie neben Kakao und Kaffee auch Maniok und Mais für den Eigenbedarf pflanzen. Die durchschnittliche Farm-Größe beträgt nur zwei bis sieben Hektar. Die Familien bestehen in der Regel aus fünf bis acht Personen, die alle von den Früchten ihres Landes mehr schlecht als recht leben müssen. In der Ernte Saison 2021/2022 brachte der Kakao den Bauernfamilien in der Elfenbeinküste nur 825 CFA pro Kilo, das sind umgerechnet gerade mal 1.35 Euro. Über das ganze Jahr gerechnet, erhalten sie für ihre harte Arbeit demnach weniger als 2 Euro Lohn pro Tag. Im Vorjahr lag der Einkaufspreis in Westafrika noch um rund 18 Prozent höher.
Der wahre Preis für den Kakao
Der Kakaopreis unterliegt hohen Schwankungen, da die Früchte wie Aktien an der Börse zu ständig wechselnden Kursen gehandelt werden. Dass der Kakaomarkt so klein ist und er vergleichsweise geringe Handelsumsätze erzielt, macht ihn für starke Preisschwankungen, Spekulationen & Tricks von Wertpapierhändlern besonders anfällig. Die Rohstoffpreise werden nicht nur immer wieder künstlich in die Höhe getrieben, sie sind auch stark vom Wetter abhängig. Verdirbt etwa zu viel oder zu wenig Regen große Teile der Ernte, treibt das den Weltpreis für Kakao nach oben.
Und dann gibt es da noch die Schokolade-Produzenten, die mit Hilfe von „Shrinkflation“, also dem künstlichen Schrumpfen ihrer angebotenen Produktmengen bei gleichbleibenden Verkaufspreis, ihre Profite steigern. Deswegen ist der Verkaufspreis für Schokolade seit 2015 um rund 13 Prozent gestiegen, während der Kakaopreis seit vielen Jahren im Keller liegt. Das führt dazu, dass die meisten Kakaobauern weiter unter Armut leiden und ihr Einkommen mehrheitlich unter der internationalen Armutsgrenze liegt.
Preis Schokolade
Durchschnittlicher Preis von Kakaobohnen im Welthandel von Januar 2021 bis Januar 2023
(in US-Dollar pro Tonne)
Preis gebana Schokolade
Es geht besser in Togo
Während andere westafrikanische Länder wie Ghana und Côte d’Ivoire schon seit Jahren zu den grössten Kakao-Exporteuren gehören, ist dieser Landwirtschaftszweig in Togo bisher wenig entwickelt. Stattdessen gehört das fruchtbare Togo zu einem der ärmsten Länder der Welt. Biologisch angebauten und fair gehandelten Kakao findet man dort kaum. Trotzdem hat sich gebana schon vor zehn Jahren dazu entschieden dort bei der Gründung von Bauernkooperativen zu helfen, diese bei der Bio- und Fairtrade-Zertifizierung zu unterstützen und Kakao bei ihnen direkt zu kaufen.
Doch auch Bio- und Fairtrade-Preise sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein, leben lässt es sich auch von diesen Preisen nicht. Deswegen beteiligt gebana die Bauernfamilien zusätzlich mit 10 Prozent am Umsatz ihrer Schokolade über den gebana Onlineshop. Dank dem gebana Modell konnte das Unternehmen den Bauernfamilien 2022 im Durchschnitt etwa anderthalb lokale Mindest-Monatslöhne zusätzlich bezahlen. Doch auch das ist noch zu wenig. Um also einen spürbaren Unterschied für die Bauernfamilien zu machen, muss auch der Großhandel mitziehen. gebana appelliert darum an die Großhändler, adäquatere Preise zu bezahlen.
Mehr über die Lage in Togo, welche Hürden es beim Kakaoanbau zu bewältigen gibt und wie Kakaohandel auch besser geht, findet sich in der folgenden Slideshow.
Ghana: Der Regenwald brennt für Kakao
In Westafrika wurde bereits der Großteil des einst riesigen Regenwaldgebiets zerstört. Schätzungsweise über 90 Prozent der ehemaligen Wälder sind bereits verschwunden, der Großteil des Regenwaldes wurde gerodet um Ackerland zu schaffen. Damit wurde in Westafrika sogar bereits mehr Regenwald vernichtet als in Südamerika. Und das vor allem für Kakaobäume, deren Samen, nach Gold und Erdöl, das wichtigste Exportprodukt von Ghana darstellen.
Prognosen zeichnen ein düsteres Bild. Sie gehen davon aus, dass es bereits im Jahr 2024 gar keinen Regenwald mehr in Westafrika geben wird. Der Erderwärmung zum Trotz, ist die wachsende Bevölkerung unter den aktuellen Bedingungen auf die Ackerflächen angewiesen um sich ernähren zu können.
In der Schweizer Schokoladenmanufaktur
Und schließlich schauen wir in die Schweiz, denn dort wird aus den togolesischen Kakaosamen der köstliche „Angry Gorilla“ hergestellt. Mit ihm will gebana aktuell auf das europäische Lieferkettengesetz aufmerksam machen. Produziert wird der Gorilla in Kreuzlingen in der Schokoladenmanufaktur „Stella Bernrain“. Das ist der erste Schweizer Schokoladenhersteller, der BIO-Schokolade produzierte. Neben transparenten Lieferketten wird dort vorwiegend mit kompostierbaren Verpackungsmaterialien gearbeitet und auf eine energiearme Wärmerückgewinnung und klimaschonende, emissionsarme Prozesse gesetzt.
Das ist alles andere als selbstverständlich, obwohl im Gegensatz zum Kakaoanbau der Großteil der weltweiten Schokoladenproduktion, in Europa stattfindet. Während wir bei den führenden Süßwarenkonzernen wie Mars, Mondelez, Ferrero oder Nestlé nichts über die Herkunft, Produktionsbedingungen und Qualität der Rohstoffe erfahren, können wir hier auch einen Blick auf die anderen Zutaten des „Angry Gorilla“ werfen. Dem Bio- und Fair-Trade-Zucker aus Paraguay, der Bio Kakaobutter aus der Dominikanischen Republik und dem Bio-Milchpulver aus der Schweiz.
Und natürlich gibt es hier auch einen Überblick, wie die Schokolade gemacht wird; von der Herstellung des Zuckers, der Kakaobutter und des Milchpulvers bis zur Herstellung der fertigen Schokolade.
Ihr wollt euch auch stark machen für griffige Lieferkettengesetze und Konzerne, die Verantwortung übernehmen? Dann unterstützt die Angry Gorilla-Postkartenaktion unter diesem Link.
Nachhaltigere Ostervariante: Angry Gorilla