Kakaobohnen sind neben Zuckerrohr der wichtigste Rohstoff für die globale Süßwaren-Industrie. In Form von Schokolade ist Kakao eines der beliebtesten und schon bei kleinen Kindern bekanntesten Produkte weltweit. Doch aus den so wertvollen „Bohnen“, die eigentlich die Samen des Kakaobaums sind, wird weit mehr als nur Schokolade hergestellt. Auch in der Kosmetikindustrie, als Düngemittel, Viehfutter, Heizmaterial oder zur Produktion von Alkohol, Essig und Saccharose – also Zucker – findet Kakao Verwendung.

Im Kapitel Kakao des Lieferkettenatlas wollen wir am Beispiel des „Angry Gorilla“ aus Schokolade von gebana zeigen, wie eine vorbildliche Lieferkette in der sonst durch Ausbeutung, Kinderarbeit und Naturzerstörung geprägten Schokoladenproduktion, umgesetzt werden kann.

Wir behandeln dabei den Anbau von Kakao in Togo, das im Herzen des sogenannten Kakaogürtels liegt und wo gebana auf direkte Zusammenarbeit mit Bauern setzt. Wir klären über die zunehmende Kinderarbeit an der Elfenbeinküste und Ghana auf und werfen einen Blick auf die Rodung des Regenwaldes in Westafrika. Denn die Schokolade, die wir kaufen, soll uns schließlich vollends schmecken und keinen bitteren Nachgeschmack hinterlassen.

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Kakao…

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… wird aus den Samen der Früchte der Kakaopflanze gewonnen.
Ein Samen besteht aus:
54% Kakaobutter, 11,5% Eiweiß, 9% Zellulose, 7,5% Stärke & Pentosane, 6% Gerbstoffe & farbgebende Bestandteile, 5% Wasser, 2,6% Mineralstoffe & Salze, 1,2% Theobromin, 1% verschiedene Zucker und 0,2% Coffein sowie Säuren und Geschmacksstoffe.

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… stammt ursprünglich aus Lateinamerika, wurde aber Ende des 19. Jahrhunderts nach Ghana und Nigeria gebracht. Schon in den 1920er Jahren produzierten dann die afrikanischen Länder mehr als 50 Prozent der gesamten Welternte und heute werden etwa 70 Prozent des Kakaos in Westafrika angebaut.

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… wird aus der Kakaomasse der Kakaosamen gewonnen woraus die Kakaobutter und das Kakaopulver hergestellt werden, die vor allem für Lebensmittel und in der Kosmetikindustrie verwendet werden. Reste werden aber auch als Tierfutter, Dünger oder als Heizmittel eingesetzt.
Aus dem Saft der Samen werden schon seit der Zeit der Azteken und bis heute Getränke, Schnaps und Liköre produziert.

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… wird zu über zwei Dritteln in der Elfenbeinküste und in Ghana von kleinbäuerlichen Familien angebaut.
Sechs bis sieben Millionen Bauernfamilien und indirekt weitere 40 bis 50 Millionen Menschen leben davon mehr schlecht als recht.

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… wird meist von Bauernfamilien in Westafrika angebaut, die nur wenige Hektar bewaldetes Land besitzen, auf dem sie neben Kakao und Kaffee auch Maniok und Mais für den Eigenbedarf pflanzen.
Die durchschnittliche Farm-Größe beträgt nur zwei bis sieben Hektar. Die Familien bestehen in der Regel aus fünf bis acht Personen, die alle von den Früchten ihres Landes leben müssen.

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… brachte den Bauernfamilien in der Elfenbeinküste für die Saison 2021/2022
825 CFA pro Kilo, das sind umgerechnet nur 1.35 Euro. Über das ganze Jahr gerechnet, erhalten sie für ihre harte Arbeit weniger als 2 Euro Lohn pro Tag.
Im Vorjahr lag der Einkaufspreis in Westafrika noch um rund 18 Prozent höher.

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… Samen stecken im Fruchtfleisch der Kakaofrüchte, die „Pulpe“ genannt wird. Sie ist weiß, schmeckt süß-säuerlich, aber auch ein wenig blumig-schokoladig und wird vor allem in Brasilien und anderen Südamerikanischen Ländern als Lebensmittel verwendet.
Dort werden Gelees, Smoothies und kleine Kuchen daraus zubereitet.

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… Samen werden in Afrika fermentiert und haltbar gemacht, indem eine Mulde ausgehoben und mit Bananenblättern ausgelegt wird. Darauf wird die frische Pulpe gegeben und mit Bananenblättern bedeckt. So gären die Samen für vier bis fünf Tage, bis das gesamte Fruchtfleisch vertrocknet ist.

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… Samen werden mehrere Tage unter direkter Sonneneinstrahlung unter freiem Himmel auf großen, mobilen Tischen getrocknet. Dazu müssen die Samen auch regelmäßig händisch gewendet werden.

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Der Kakaogürtel

Kakaopflanzen sind sehr anspruchsvoll. Die Bäume wachsen nur in einem tropischen Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit, viel Regen, einer konstant hohen Temperatur zwischen 25 und 30 Grad Celsius und an schattigen Plätzen. Diese Bedingungen finden sich nur in Nähe des Äquators, zwischen dem 23sten Grad nördlicher Breite und dem 23sten Grad südlicher Breite. Dieses etwa 2200 Kilometer breite Band, das sich rund um die gesamte Weltkugel zieht, ist der sogenannte Kakaogürtel.

Klicken Sie auf die jeweiligen Länder, um mehr über den Kakaoanbau dort zu erfahren!

Erntemenge der führenden Anbauländer von Kakaobohnen weltweit in den Jahren 2021/22 

(in 1.000 Tonnen)

Ursprünglich kommt die Kakaopflanze aus dem Amazonasgebiet in Südamerika, wo sie schon seit der Zeit der Mayas rund tausend Jahre vor Christus für ihren geschmackvollen, schokoladig-süßsauren Saft kultiviert und geschätzt wurde. Die Kakaosamen wurden sogar als Zahlungsmittel eingesetzt.

Nach der Verbreitung in Mittelamerika, wurde der Kakaobaum im Jahr 1824 von den Portugiesen auf die Insel Sao Tomé und nach Gabun mitgenommen. Von dort aus verbreiteten sie sich die über die Westküste Afrikas bis zur Elfenbeinküste. Schon in den Zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde Afrika zum größten Kakaoexporteur der Welt.

Rund zwei Drittel der gesamten Welternte der Kakaosamen stammen alleine von der Côte d’Ivoire, mit den anderen afrikanischen Ländern werden 75 Prozent der globalen Kakaoproduktion abgedeckt. Seit den 1980er Jahren wird der Kakaoanbau auch in Asien zu einem relevanten Wirtschaftszweig. Nach Indonesien bauen nun auch die Philippinen, Indien, Thailand, Vietnam und Malaysia ihre Anbauflächen weiter aus.

Afrika ist das wichtigste Anbaugebiet von Kakao

Die Produktion von drei Viertel der Kakao-Welternte hat Afrika auch viele Probleme gebracht. Denn mit der steigenden Menge der Kakaoproduktion sanken die für die Bauernfamilien ohnehin schon sehr geringen Preise. Zudem wurde für die Anbauflächen rund 90 Prozent des kostbaren Regenwaldes an der afrikanischen Westküste gerodet.

Weitere Probleme in der afrikanischen Kakaoproduktion sind Kinderarbeit, der Einsatz von giftigen Pestiziden, hoher Wasserverbrauch, Landraub und ausgelaugte Böden aufgrund von Monokulturanbau.

Kinderarbeit und Armut an der Elfenbeinküste

Bis zu 92 Millionen Kinder müssen in Afrika arbeiten. Der Großteil davon in der Landwirtschaft, zum Beispiel auf den Kakaoplantagen, aus deren Ernte später die Schokolade der beliebtesten Marken in unseren Supermärkten hergestellt werden. Obwohl die Folgen des Arbeitens in so jungen Jahren für die Kinder fatal sind und ihre ganze weitere Zukunft bestimmen, sind sie und ihre Eltern aus Not dazu gezwungen. Denn die Bauernfamilien leben in großer Armut, weil sie sehr kleine Flächen von ein bis drei Hektar bewirtschaften und der  Kakaopreis dabei nicht für ein Auskommen reicht.   Die Kinder als kostenlose Arbeitskräfte einzusetzen ist dabei oft der letzte Hebel, den die Familien haben. Selbst die drakonischen Strafen, die die Regierung der Elfenbeinküste kürzlich verabschiedet hat, ändern nichts an diesem Umstand.

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Kinderarbeit und Armut an der Elfenbeinküste

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Die Elfenbeinküste, die Republik Côte d’Ivoire, ist mit Abstand der größte Kakaoproduzent der Welt.

Nachdem der Staat im Jahr 1960 die Unabhängigkeit von Frankreich erlangte, brachten die Exporterlöse aus Kakao und Kaffee der Bevölkerung einen für afrikanische Verhältnisse relativen Wohlstand.

Heute zählt sie zu den am schnellsten wachsenden Wirtschaften Afrikas. Yamoussoukro ist die offizielle Hauptstadt, der Regierungssitz und das wirtschaftliche wie politische Zentrum befindet sich jedoch in der früheren Hauptstadt Abidjan.

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An den Küsten der Elfenbeinküste herrscht ein immerfeuchtes tropisches Klima mit einer Jahrestemperatur von durchschnittlich 28 Grad Celsius. Es bestehen also ideale Verhältnisse für das Gedeihen der Kakaopflanzen. Auf Grund der fruchtbaren Bedingungen arbeiten auch zwei Drittel der ivorischen Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, die rund 70 Prozent der Exporterlöse des Landes einbringt.

Weitere wichtige Exportprodukt sind Kaffee, Palmöl, Kokosnüsse, Baumwolle, Zuckerrohr, Ananas, Bananen, Mangos, Papaya, Avocado, Zitrusfrüchte, Cashewnüsse, Kochbananen, Yams, Mais, Reis und Maniok.

Die wichtigste natürliche Ressource der Elfenbeinküste ist Holz, das Land exportiert davon sogar mehr als das viel größere Brasilien. Die so extrem schnelle Abholzung der Wälder führt jedoch dazu, dass sie bald Geschichte sein werden.

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Und dann hat die so fruchtbare Elfenbeinküste auch noch Erdölquellen, sie sind seit 2005 das wichtigste Exportprodukt des Landes. Doch trotz des Reichtums an Rohstoffen herrscht in der Bevölkerung bittere Armut.

Denn obwohl die Lebenshaltungskosten rund 46 Prozent von denen in Deutschland entsprechen, liegt das durchschnittliche Jahreseinkommen der Bevölkerung bei nur rund 2000 Euro.

Das durchschnittliche Monatseinkommen in der Landwirtschaft liegt sogar nur bei rund 120 Euro. Zum Vergleich, eine 1,5 Liter Flasche Wasser kostet an der Côte d’Ivoire rund 70 Cent, ein Kilo Brot rund 1 Euro, 1 Kilo Bananen rund 53 Cent und ein Dutzend Eier rund 2 Euro. Es ist also unmöglich von den niedrigen Löhnen zu leben.

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Schätzungen der Weltbank besagen, dass circa 11 Millionen Ivore*innen an Armut leiden, in ländlichen Gebieten soll die Armutsquote sogar bei 56 Prozent liegen.

Die weit verbreitete extreme Armut ist auch die Hauptursache für die stark verbreitete Kinderarbeit an der Elfenbeinküste. Kinder gehen selten länger als ein paar wenige Jahre zur Schule. Stattdessen sollen 7 von 10 Kindern im Alter von 5 bis 17 Jahren arbeiten müssen, über 70 Prozent davon in der Landwirtschaft.

Fast 1,6 Millionen Kinder sollen auf Kakaoplantagen arbeiten müssen, obwohl Kinderarbeit offiziell verboten ist und schlimmstenfalls eine Freiheitsstrafe von bis zu 20 Jahren droht.

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Doch die vielen kleinen Bauernfamilien, die den Kakao an der Elfenbeinküste anbauen sind so arm, dass sie von der Saat bis zur Ernte auf sich alleine gestellt sind und sich keine erwachsenen Hilfsarbeitenden leisten können.

Deswegen hat die Kinderarbeit an der Elfenbeinküste in den vergangenen zehn Jahren sogar zu und nicht abgenommen. 2021 warnte die UNICEF, dass weltweit 9 Millionen zusätzliche Kinder bis Ende 2022 durch die Pandemie in Kinderarbeit gedrängt werden werden.

Laut Hilfsorganisationen vor Ort sollen in den Dörfern rund um den Kakaoanbaugebieten fast jedes zweite Kind sogar von „ausbeuterischer Kinderarbeit“ betroffen sein. Die Kinder müssen dort schwere Erntesäcke schleppen und mit Macheten und gefährlichen Pestiziden hantieren.

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Die Arbeitsbedingungen auf den Kakaoplantagen sind furchtbar. Die Kinder müssen nicht nur arbeiten, sondern auch noch extrem lange Arbeitszeiten bis spät in die Nacht ertragen.

Sie müssen Kiloweise Kakaofrüchte schleppen, sie mit scharfen Macheten spalten und tagelang die Samen aus dem Fruchtfleisch holen. Außerdem müssen sie ohne Schutzmasken, Handschuhen oder Schutzbrillen mit giftigen Chemikalien hantieren, die die Kakaobäume vor Schädlingen schützen sollen.

2022 wurde kam es zu einem Skandal, weil zudem schreckliche Misshandlungen von Kindern auf Kakaoplantagen aufgedeckt wurden. Es zeigte sich, dass 300.000 bis eine Millionen Kinder im großen Stil versklavt wurden.

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Aktuell will die Regierung an der Elfenbeinküste nun zu drastischeren Maßnahmen greifen und mit Hilfe der Polizei Kindern einen regelmäßigen und kostenlosen Schulbesuch zu garantieren.

Die Arbeit der Polizeieinheiten wird allerdings durchaus kritisch gesehen, weil es sich dabei lediglich um eine Symptombekämpfung handeln soll und so der Hunger und die Not der zahlreichen mittellosen Menschen nicht gestillt wird.

Neben der Kinderarbeit bleiben zudem noch weitere Probleme bestehen: Kinderehen, Missbrauch, mangelnder Zugang zu Trinkwasser und medizinischer Versorgung zwingen Kinder in die Kriminalität.

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Eine von fünf Familien hat an der Elfenbeinküste keinen Zugang zu Trinkwasser. Entsprechend schlecht ist der Gesundheitszustand der Bevölkerung und Krankheiten sind weit verbreitet. Bis heute ist Malaria die häufigste Todesursache von Kindern unter fünf Jahren. Die zweithäufigste Todesursache sind akute Atemwegserkrankungen und die Elfenbeinküste ist das Land in Westafrika, das die höchste Rate von HIV und AIDS Erkrankungen verzeichnet.

Fast 40 Prozent der Ehen werden vor dem 18.Lebensjahr geschlossen, viele Mädchen werden deswegen gezwungen die Schule abzubrechen um stattdessen Haus- und Feldarbeit zu verrichten. Mehr als die Hälfte der Mädchen in Westafrika werden schon als Jugendliche verheiratet.

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So lange also nicht die Wurzel des Problems behandelt wird, die massive Armut, wird sich die Lage der Kinder an der Elfenbeinküste nicht wesentlich verbessern können.

Wenn die Bauernfamilien von den Früchten ihrer Ernte nicht leben können, weil ihnen dafür von den milliardenschweren Süßwarenkonzernen keine ordentlichen Preise gezahlt werden, können sie sich und ihre Kinder nicht selbstständig erhalten.

Werden die Bauernfamilien weiter so ausgebeutet, bleiben sie arm und haben keine Chance ihre Lage und die ihre Kinder zu verbessern.

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Zugleich sagen Berechnungen, dass wenn die großen Süßwaren Konzerne wie etwa Ferrero den Einkaufspreis für den Kakao verdoppeln würde, die Tafel Kinderschokolade trotzdem nur einen Cent teurer werden würde.

Und das unter der Annahme das die Süßwarenkonzerne die Preiserhöhung eins zu eins an die Konsument*innen weitergeben würden. Es bestände allerdings auch die Möglichkeit, dass sie für anständige Kakaopreise auf einen Bruchteil ihrer riesigen Gewinne verzichten.

Sie würden damit Millionen von Kindern ermöglichen zur Schule zu gehen und einfach Kinder zu sein.

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Doch es gibt Möglichkeiten etwas gegen die Ursache der Armut an der afrikanischen Westküste zu unternehmen. Ein passendes Beispiel für den Versuch einer Verbesserung der Strukturen, die die Bauernfamilien in die Armut treiben haben wir in Togo gefunden. Dort bemüht sich gebana mit einem eigenen Vertriebsmodell von Kakao tatsächlich existenzsichernde Löhne für die togolesischen Bauernfamilien zu gewährleisten.

Was kostet Kakao?

Kakao wird heute großteils in Westafrika von kleinbäuerlichen Familien angebaut. An der Verarbeitung der geschmacksintensiven und vielseitig einsetzbaren Kakaobohnen, verdienen sich Süßwarenhersteller weltweit eine goldene Nase. Bei den sechs bis sieben Millionen Bauernfamilien und den weiteren 40 bis 50 Millionen Menschen, die indirekt vom Kakaoanbau leben, kommt davon in der Regel so gut wie nichts an.

Denn die Bauernfamilien besitzen nur wenige Hektar bewaldetes Land, auf dem sie neben Kakao und Kaffee auch Maniok und Mais für den Eigenbedarf pflanzen. Die durchschnittliche Farm-Größe beträgt nur zwei bis sieben Hektar. Die Familien bestehen in der Regel aus fünf bis acht Personen, die alle von den Früchten ihres Landes mehr schlecht als recht leben müssen. In der Ernte Saison 2021/2022 brachte der Kakao den Bauernfamilien in der Elfenbeinküste nur 825 CFA pro Kilo, das sind umgerechnet gerade mal 1.35 Euro. Über das ganze Jahr gerechnet, erhalten sie für ihre harte Arbeit demnach weniger als 2 Euro Lohn pro Tag. Im Vorjahr lag der Einkaufspreis in Westafrika noch um rund 18 Prozent höher.

Der wahre Preis für den Kakao

Der Kakaopreis unterliegt hohen Schwankungen, da die Früchte wie Aktien an der Börse zu ständig wechselnden Kursen gehandelt werden. Dass der Kakaomarkt so klein ist und er vergleichsweise geringe Handelsumsätze erzielt, macht ihn für starke Preisschwankungen, Spekulationen & Tricks von Wertpapierhändlern besonders anfällig. Die Rohstoffpreise werden nicht nur immer wieder künstlich in die Höhe getrieben, sie sind auch stark vom Wetter abhängig. Verdirbt etwa zu viel oder zu wenig Regen große Teile der Ernte, treibt das den Weltpreis für Kakao nach oben.

Und dann gibt es da noch die Schokolade-Produzenten, die mit Hilfe von „Shrinkflation“, also dem künstlichen Schrumpfen ihrer angebotenen Produktmengen bei gleichbleibenden Verkaufspreis, ihre Profite steigern. Deswegen ist der Verkaufspreis für Schokolade seit 2015 um rund 13 Prozent gestiegen, während der Kakaopreis seit vielen Jahren im Keller liegt. Das führt dazu, dass die meisten Kakaobauern weiter unter Armut leiden und ihr Einkommen mehrheitlich unter der internationalen Armutsgrenze liegt.

Preis Schokolade

Durchschnittlicher Preis von Kakaobohnen im Welthandel von Januar 2021 bis Januar 2023

(in US-Dollar pro Tonne)

Preis gebana Schokolade

Es geht besser in Togo

Während andere westafrikanische Länder wie Ghana und Côte d’Ivoire schon seit Jahren zu den grössten Kakao-Exporteuren gehören, ist dieser Landwirtschaftszweig in Togo bisher wenig entwickelt. Stattdessen gehört das fruchtbare Togo zu einem der ärmsten Länder der Welt. Biologisch angebauten und fair gehandelten Kakao findet man dort kaum. Trotzdem hat sich gebana schon vor zehn Jahren dazu entschieden dort bei der Gründung von Bauernkooperativen zu helfen, diese bei der Bio- und Fairtrade-Zertifizierung zu unterstützen und Kakao bei ihnen direkt zu kaufen.

Doch auch Bio- und Fairtrade-Preise sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein, leben lässt es sich auch von diesen Preisen nicht. Deswegen beteiligt gebana die Bauernfamilien zusätzlich mit 10 Prozent am Umsatz ihrer Schokolade über den gebana Onlineshop. Dank dem gebana Modell konnte das Unternehmen den Bauernfamilien 2022 im Durchschnitt etwa anderthalb lokale Mindest-Monatslöhne zusätzlich bezahlen. Doch auch das ist noch zu wenig. Um also einen spürbaren Unterschied für die Bauernfamilien zu machen, muss auch der Großhandel mitziehen. gebana appelliert darum an die Großhändler, adäquatere Preise zu bezahlen.

Mehr über die Lage in Togo, welche Hürden es beim Kakaoanbau zu bewältigen gibt und wie Kakaohandel auch besser geht, findet sich in der folgenden Slideshow.

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Es geht besser in Togo

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Nun werfen wir einen Blick nach Togo. Kakao aus Togo ist noch eine echte Rarität und biologisch angebauter und fair gehandelter Kakao noch viel seltener. Die Bauernfamilien Togos stehen vor der gleichen Problemen wie die in Ghana oder der Elfenbeinküste.

Denn der Kakaopreis orientiert sich an dem der beiden Nachbarländer und bewirtschaftet werden nur kleine Flächen mit Erträgen von etwa 450 bis 600 Kilo. Zu wenig für ein existenzsicherndes Einkommen, wenn sie den Kakao zu Marktpreisen, oder selbst zu Fair-Trade Preisen verkaufen müssen.

Aber aus Togo stammt auch der Kakao für unseren „Angry Gorilla“ aus Schokolade von gebana, anhand der wir zeigen, wie Kakao in Westafrika auch ohne Ausbeutung, Kinderarbeit und Naturzerstörung angebaut werden kann.

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Togo ist einer der kleinsten Staaten Afrikas, er ist nur rund 54.000 Quadratkilometer groß und damit knapp 30.000 Quadratklimoter kleiner als Österreich. Im Jahr 2021 wurde die Bevölkerung Togos auf rund 8,7 Millionen Menschen geschätzt.

Das Land stand unter französischer und englischer Kolonialherrschaft, bevor es 1960 unabhängig wurde. Regiert wird es seit 2005 von Faure Gnassingbé, der vom Militär zum Präsidenten ernannt wurde, danach durchaus zweifelhafte Wahlen gewann und autoritär regiert. Dementsprechend gilt Togo als politisch instabil, mit mangelnden Freiheitsrechten der Bevölkerung und Medien.

Demonstrationen gegen den amtierenden Präsidenten endeten 2017 blutig mit mehreren Toten unter den Demonstrierenden.

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Etwa die Hälfte togolesischen Bevölkerung lebt in extremer Armut, rund ein Fünftel ist unterernährt und circa 70 Prozent der Kinder unter fünf Jahren leiden unter Anämie. Noch sind fast 40 Prozent der Erwachsenen Analphabet*innen, positiv fällt jedoch die Einschulungsquote in der Grundschule mit rund 93 Prozent auf, die eine der höchsten in Westafrika ist.

Die togolesische Bevölkerung hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten mehr als verdoppelt. Trotz eines stabilen Wirtschaftswachstums gibt es allerdings kaum berufliche Perspektiven für die junge Bevölkerung. Die allgemeine Arbeitslosenquote lag 2021 bei 4 Prozent, bei den unter 24 Jährigen bei 9,7 Prozent.

Ein Großteil der Bevölkerung hat keinen verlässlichen Zugang zu sauberem Trinkwasser, nicht einmal ein Viertel der Haushalte verfügt über eine angemessene Sanitärversorgung.

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Rund ein Drittel der Erwerbstätigen in Togo arbeitet in der Landwirtschaft, so wie diese Bäuerinnen, die den Kakao für Gebana anbauen.

Das Durchschnittsgehalt in der Landwirtschaft liegt zwischen 39 und 50 Euro, das allgemeine Durchschnittsgehalt in Togo lag am 1.März 2023 bei 60 Euro monatlich. Zum Vergleich: 1 Kilo Reis kostet in Togo rund 1,68 Euro, eine 1,5 Liter Wasserflasche 82 Cent und ein halbes Kilo Weissbrot 69 Cent.

Es ist für die Bauernfamilien also kaum möglich von diesen geringen Einkommen zu überleben. gebana will das ändern.

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Das ist das Gebana Togo Team, das seit 10 Jahren in Togo arbeitet. Anfangs ausschliesslich um getrocknete Ananas, seit ein paar Jahren auch um Kakao zu beziehen.

Inzwischen liefern die togolesischen Kooperativen rund 150 Tonnen Kakao pro Jahr an Gebana, mit einer steigenden Tendenz. Das ist angesichts der kleinen Flächen, die die Bauernfamilien bewirtschaften wirklich eine bemerkenswerte Menge.

Erst kaufte Gebana die Kakaosamen über die bestehenden Strukturen Togos ein und übernahm nur die Bio-Zertifizierung und kümmerte sich um den Weiterverkauf. Dann half Gebana den Bauernfamilien dabei sich in einer eigenen Kooperative zu organisieren.

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Heute beliefern rund 1400 Bauernfamilien Gebana mit Kakao. In der Verarbeitung, wo die Kakaosamen fermentiert und getrocknet werden weitere rund 70 Personen. Der Aufbau dieser Struktur war eine Herausforderung die sich gelohnt hat.

Denn die Gründung einer Kooperative bietet den Bäuerinnen eine wesentlich stärkere Verhandlungsposition gegenüber Käufern und sie können als Gruppe bessere Vorfinanzierungen aushandeln. Und sie können als Kooperative eher eine nationale Unterstützung für die Landwirtschaft beantragen.

Andererseits muss auch alles koordiniert und sichergestellt werden, dass alle wissen, welche Rechte und Pflichten durch die Bio- und Fair Trade-Zertifizierung entstehen. Es muss Einigkeit darüber bestehen, wer für welche Problemfälle verantwortlich ist und wie Gelder eingesetzt werden sollen.

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Der Aufbau der Kooperative war also kein einfaches Unterfangen und so wurde trotz der langjährigen Tätigkeit im Land die Firma gebana Togo erst 2015 gegründet. Die neue Struktur bedeutet auch für gebana eine Umstellung.

Denn die lokalen Partner*innen wurden übernommen und damit auch alle organisatorischen Arbeiten von A bis Z. Die grösste Herausforderung ist dass die Bauernfamilien in den Dörfern natürlich sofort bezahlt werden wollen, wenn ihr Kakao verkaufsfertig ist.

Deswegen leistet gebana Vorauszahlungen an die Kooperative. Hierfür schätzt der Koordinator, der die Ware vor Ort abholt zusammen mit dem Buchhalter der Kooperative im Voraus ab, welches Dorf wann etwa welche Menge liefern wird. Diese Geldsumme wird dann im Dorf hinterlegt und so können Bäuerinnen sofort bezahlt werden, wenn sie ihre Samen abliefert.

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Aber am wichtigsten ist natürlich die Höhe des Preises, den die Bauernfamilien für ihre Samen erhalten. Organisationen wie Fairtrade International haben deshalb für Ghana und die Côte d‘Ivoire einen Living Income Reference Preis errechnet.

Doch selbst wenn sich alle an diesen Preis halten würden, könnten die Bäuer*innen davon nicht leben. Denn dieser Referenzpreis basiert auf größeren Anbauflächen und Ertragsmengen, als sie in Togo und wohl von den meisten Bauernfamilien in Westafrika produziert werden können.

Der Kakaopreis müsste ungefähr doppelt so hoch sein wie der aktuelle Marktpreis, um die Situation der Bauernfamilien ernsthaft zu verbessern. Doch dieser Verkaufspreis lässt sich im Großhandel nicht erzielen.

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Die Bauernfamilien, die gebana mit Kakao beliefern, erhalten daher zusätzlich zum Bio- und Fair-Trade-Preis 10 Prozent des Schokoladenumsatzes von gebana. Dadurch erhalten sie theoretisch den zweifachen Marktpreis.

Nur eine Theorie bleibt der doppelte Preis deswegen, weil nur einen Bruchteil des gekauften Kakaos auch zu Schokolade verarbeitet wird, die gebana direkt über seinen Online-Shop verkauft.

Den restlichen Kakao muss im Grosshandel abgesetzt werden.

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Im Jahr 2022 gebana 48.245 Euro Umsatzbeteiligung an gebana Togo überwiesen. Das Geld kommt 587 Bauernfamilien zugute, sie erhalten das Geld zusätzlich zum Bio- und Fair Trade-Preis und vollkommen bedingungslos.

Die Summe dieser Beiteiligung stieg im Vergleich zum letzten Jahr um rund 130 Prozent. In die Berechnung wurde neben den Verkäufen der gebana Schokolade mit Kakao aus Togo auch der von sämtlichen anderen Schokoladen mit einbezogen. Zusätzlich wurde der Betrag mit Rücklagen der gebana AG aufgerundet.

Und 2023 werden insgesamt 63.490 Euro an voraussichtlich 1.378 Produzent*innen ausgezahlt. Wieder mit der gleich hohen Prämie für mobile payments.

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Der Betrag, den die Bauernfamilien erhalten, ist abhängig von der Menge an Kakaobohnen, die sie gebana im letzten Jahr geliefert haben.

Durchschnittlich erhielten die Familien einen Betrag von 82 Euro. Dies entspricht etwa dem anderthalbfachen des togolesischen Mindest-Monatslohnes von rund 53 Euro. Zusätzlich erhielten alle Produzent*innen einen Bonus von 7.60 Euro, wenn sie sich das Geld via Mobiltelefon auszahlen liessen.

Die Handy-Überweisung hat den Vorteil, dass die gebana Mitarbeiter*innen nicht viel Bargeld mit sich tragen müssen. Zudem garantiert das System, dass das Geld bei den einzelnen Bäuerinnen und Bauern persönlich ankommt.

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Damit das gebana Modell die Menschen in Togo wirklich aus der Armut holen kann, müssten sie entweder viel mehr Schokolade verkaufen, oder den Grosshandel miteinbeziehen.

Im Januar 2022 hat gebana also seinen Grosskunden erklärt, dass Bio- und Fair-Trade-Preise für westafrikanische Bauernfamilien nicht existenzsichernd sind und sie aufgefordert schrittweise höhere Preise zu zahlen. Jeder Cent dieser Preiserhöhung wird vollständig an die Bauernfamilien weiter gegeben.

Würde es gelingen weitere Akteure im Markt auf diesen Weg zu bringen, wäre das eine Pionierleistung. Eine, die das Leben von tausenden Bauernfamilien verändern könnte.

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Ghana: Der Regenwald brennt für Kakao

In Westafrika wurde bereits der Großteil des einst riesigen Regenwaldgebiets zerstört. Schätzungsweise über 90 Prozent der ehemaligen Wälder sind bereits verschwunden, der Großteil des Regenwaldes wurde gerodet um Ackerland zu schaffen. Damit wurde in Westafrika sogar bereits mehr Regenwald vernichtet als in Südamerika. Und das vor allem für Kakaobäume, deren Samen, nach Gold und Erdöl, das wichtigste Exportprodukt von Ghana darstellen.

Prognosen zeichnen ein düsteres Bild. Sie gehen davon aus, dass es bereits im Jahr 2024 gar keinen Regenwald mehr in Westafrika geben wird. Der Erderwärmung zum Trotz, ist die wachsende Bevölkerung unter den aktuellen Bedingungen auf die Ackerflächen angewiesen um sich ernähren zu können.

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Ghana: Der Regenwald brennt für den Kakao

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Ghana ist der zweitgrößte Exporteur von Kakaosamen auf der Welt. Wie an der Côte d’Ivoire, sind es auch hier kleine Plantagen von Bauernfamilien, auf denen die Kakaobohnen produziert werden.

Teilweise sind die Plantagen bereits so alt, dass der Boden bereits ausgelaugt ist und die Bäume nur noch wenige Früchte tragen. Zudem haben in den vergangen Jahren Viruserkrankungen und geringe Niederschläge wegen des Klimawandels die Kakaoernten verschlechtert.

Die ghanesischen Kleinbauern erzielen durchschnittlich nur einen Verdienst von etwa zwei Euro pro Tag. Vom Kakaoanbau eine Familie zu ernähren ist unter diesen Voraussetzungen kaum möglich.

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Doch wie lange der Kakaoanbau in Ghana schon eine Tradition hat, zeigt etwa dieser alte Geldschein. Obwohl der Kakao ursprünglich aus Südamerika stammt, ist er in Ghana schon seit Ende des 19. Jahrhunderts ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor.

So kam es regelrecht zu einem Kakaoboom, der dazu geführt hat, dass immer mehr Anbaugebiete erschlossen wurden und Regenwälder dafür abgeholzt wurden.

Die Abnehmer des Kakaos, die großen Süßwarenkonzerne aus Europa und den USA, haben die Auswirkungen auf die Umwelt, die der für sie so billige Kakao von Westafrika mit sich bringt bisher kaum beachtet. Die Regierungen der Westafrikanischen Länder versagen ihrerseits dabei Schutzflächen zum Erhalt des letzten bisschens Regenwalds durchzusetzen.

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Nur rund ein Viertel der Kakaoplantagen werden von Frauen betrieben, da sie meist noch keinen Zugang zu Landrechten, Krediten und Zertifizierungen haben.

Und obwohl sie in alle Arbeitsschritte beim Kakaoanbau involviert sind, von der Zucht der Setzlinge bis zum Verkaufen der Samen, haben sie in den Organisationen der Bauern, bei Versammlungen oder in der Führung der Gemeinden quasi kaum ein Mitspracherecht.

Neben der Arbeit auf den Plantagen und der Verarbeitung der Kakaosamen, sind sie jedoch noch für nahezu die gesamte Arbeit in den Haushalten und die Kindererziehung verantwortlich.

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Weil die Bauernfamilien für ihren Kakao so schlecht bezahlt werden, dass sie trotz harter Arbeit unter extremer Armut leid, versuchen sie immer mehr Kakao zu produzieren.

Sie haben in den letzten Jahrzehnten also immer mehr Wald gerodet, um neue und größere Anbauflächen zu gewinnen. Ein frischer brandgerodeter Boden ist zudem noch fruchtbarer als die bereits lange bewirtschafteten ausgelaugten Böden mit alten Kakaobäumen darauf.

Doch die dramatische Folge dieser aus Verzweiflung entstanden Praxis ist, dass es nun bereits fast keinen Regenwald mehr in Ghana und dem Rest von Westafrika gibt. Seit den 1960er Jahren hat die afrikanische Westküste rund 90 Prozent ihres Waldbestands verloren.

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Während der Regenwald nahezu gänzlich abgeholzt wurde, haben sich die Kakaoernten seit 1960 wiederum vervierfacht. Ghana und die Côte d‘Ivoire haben die größten Flächen an Regenwäldern vernichtet.

Die ghanesische Regierung schätzt, dass mindestens 30 bis 40 Prozent der heute geernteten Kakaosamen von Flächen stammen, die als Schutzgebiete deklariert sind. Doch die Landbevölkerung ist so arm, dass der illegale Anbau die einzige Möglichkeit zu Überleben darstellt.

Eine nachhaltige Bewirtschaftung und die Regenerierung von alten Anbauflächen könnten die Bauern nur finanzieren, wenn sie ihre Ernte zu ordentlichen Preisen verkaufen könnten.

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Die ursprüngliche Fläche an Wäldern, die alleine für den Schokolade Konsum in Europa zerstört wurde, soll etwa der Größe der Niederlande entsprechen.

Denn nirgendwo auf der Welt wird so viel Schokolade gegessen wie in Europa. 2018 wurden bei uns rund 1.852.000 Tonnen Schokolade konsumiert. Europa ist der größte Käufer der Westafrikanischen Kakaosamen.

Daher liegt es auch in der Verantwortung der Europäischen Union neben dem Import von Tropenholz auch den von Kakao, Kaffee, Bananen, Kautschuk oder Palmöl zu regulieren. Das europäische Lieferkettengesetz soll unter anderem genau diese Gesetzeslücke schließen und den Verkauf von Kakao aus illegal gerodeten Flächen zukünftig verhindern.

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Die Abholzungsrate lag bereits im Jahr 2011 bei über sechs Prozent und das auch, weil viele Bäuerinnen und Bauern das Land auf dem sie Leben und arbeiten offiziell gar nicht besitzen.

Das in der Praxis gelebte traditionelle Landnutzungssystem führt zu zu einer hohen Unsicherheit über das Eigentumsrecht und dies stellt wiederum eine große Hürde für Nachhaltigkeitsmaßnahmen der Bauernfamilien dar. Für Frauen ist das noch problematischer, denn sie müssen bis heute darum kämpfen überhaupt einen Zugang zu Landrechten zu bekommen. Obwohl Frauen einen großen Teil der Anbauarbeiten erledigen.

Die unklaren Besitzverhältnisse verhindern allerdings dringend nötige Investitionen, da ohne Landtitel keine Kredite vergeben werden.

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Und selbst wenn die Bäuerinnen und Bauern das nötige Geld besitzen um ihre ausgelaugten Böden wieder fruchtbarer zu machen, ist die fehlende Rechtssicherheit ein Problem.

Denn die Bauernfamilien können sich nicht einmal sicher sein, ob sie das Land auch behalten dürfen, wenn sie Kakaobäume fällen um die Plantage zu verjüngen.

Das gleiche gilt dafür, wenn sie zwischendurch andere Früchte oder Gemüse pflanzen, um dem Boden wieder andere Nährstoffe zuzuführen und das Auslaugen zu verhindern. Selbst das Entfernen von erkrankten Bäumen oder Stürme und Überschwemmungen die Bäume zerstören, können zum Verlust von Landrechten führen.

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Und natürlich heizt die Abholzung und die Zerstörung der Wälder die Erderwärmung weiter an. Durch den Verlust von Schattenbäumen lässt die Böden schneller austrocknen und reduziert die Luftfeuchtigkeit des ursprünglich tropischen und feuchten Klimas.

Diese Veränderungen des Mikroklimas haben allerdings erst recht einen stark negativen Einfluss auf die Kakaoproduktion. So zerstören sich die Bauernfamilien mittelfristig also auch ihre eigene Existenzgrundlage, weil unter den zukünftigen klimatischen Bedingungen keine Kakaopflanzen mehr gedeihen werden.

Schon in den vergangenen Jahren haben verschärfte Wetterlagen, wie beispielsweise der „Harmattan“, ein trockener Wind der aus der Sahara stammt und mangelnde Niederschläge zu schlechteren Ernteerträgen geführt.

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Die Konsequenzen auf die Biodiversität sind ebenfalls verheerend, in einigen ehemals saftig grünen Regionen Ghanas kommt es bereits zu Wüstenbildungen.

Und schließlich setzt auch noch die starke Umweltverschmutzung durch das Goldschürfen den Böden und dem Grundwasser zu. Hohe Goldpreise und die schlechten Kakaopreise haben nämlich auch zu einem starken Anstieg von Kleinschürfenden geführt. Diese nutzen giftiges Quecksilber um das Gold aus der Erde zu gewinnen und vergifteten damit Flüsse und Grundwasser.

Und das obwohl bereits ein massiver Mangel an Trinkwasser besteht und dieses vergiftete Wasser auch nicht mehr zur Bewässerung der Felder verwendet werden kann. Kontaminierter Schlamm aus Minen verstopft Flüsse und Seen.

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Spät aber doch, haben sich nun im Juni 2022 die EU, Côte d’Ivoire, Ghana und der Kakaosektor darauf geeinigt, dass etwas passieren muss.

Dazu wurde eine „Allianz für nachhaltigen Kakao“ gebildet und Aktionsplan zur „Verbesserung der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit von Kakaoerzeugung und -handel“ verabschiedet.

„Nach zweijährigen Gesprächen haben sich alle Seiten zu einer Reihe konkreter, zeitlich begrenzter Maßnahmen verpflichtet, um die Nachhaltigkeit der Kakaolieferkette in Westafrika zu verbessern. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Abholzung der Wälder und die Kinderarbeit zu stoppen und das Lebenseinkommen der Bauern zu verbessern. Diese Verpflichtungen wurden von allen befürwortet und werden genau überwacht werden“ hieß es dazu von Seiten der EU.

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Ob und wie sich tatsächlich Verbesserungen einstellen werden, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Zeit zu Warten ist jedenfalls keine mehr, dafür ist der bestehende Schaden bereits viel zu groß.

Um Millionen Menschen vor den Verhungern zu bewahren muss jetzt zumindest das Schlimmste verhindert werden!

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In der Schweizer Schokoladenmanufaktur

Und schließlich schauen wir in die Schweiz, denn dort wird aus den togolesischen Kakaosamen der köstliche „Angry Gorilla“ hergestellt. Mit ihm will gebana aktuell auf das europäische Lieferkettengesetz aufmerksam machen. Produziert wird der Gorilla in Kreuzlingen in der Schokoladenmanufaktur „Stella Bernrain“. Das ist der erste Schweizer Schokoladenhersteller, der BIO-Schokolade produzierte. Neben transparenten Lieferketten wird dort vorwiegend mit kompostierbaren Verpackungsmaterialien gearbeitet und auf eine energiearme Wärmerückgewinnung und klimaschonende, emissionsarme Prozesse gesetzt.

Das ist alles andere als selbstverständlich, obwohl im Gegensatz zum Kakaoanbau der Großteil der weltweiten Schokoladenproduktion, in Europa stattfindet. Während wir bei den führenden Süßwarenkonzernen wie Mars, Mondelez, Ferrero oder Nestlé nichts über die Herkunft, Produktionsbedingungen und Qualität der Rohstoffe erfahren, können wir hier auch einen Blick auf die anderen Zutaten des „Angry Gorilla“ werfen. Dem Bio- und Fair-Trade-Zucker aus Paraguay, der Bio Kakaobutter aus der Dominikanischen Republik und dem Bio-Milchpulver aus der Schweiz.

Und natürlich gibt es hier auch einen Überblick, wie die Schokolade  gemacht wird; von der Herstellung des Zuckers, der Kakaobutter und des Milchpulvers bis zur Herstellung der fertigen Schokolade. 

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In der Schweizer Schokolademanufaktur

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Der Schweizer Schokoladeproduzent „Stella Bernrain“ produziert hochwertige Schokoladespezialitäten in der Schweiz. Dabei setzen sie auf Nachhaltigkeit und Transparenz beim Rohstoffeinkauf und in der Produktion.

Im folgenden zeigen wir die Produktion aller Zutaten des „Angry Gorilla“ und seine Fertigung.

Zu dem togolesischen Kakao von gebana wird BIO-Milchpulver aus der Schweiz, BIO und Fairtrade zertifizierter Rohrzucker aus Paraguay und BIO Kakaobutter aus der Dominikanischen Republik hinzugefügt. Die Zartbitter Variante des „Angry Gorilla“ kommt ohne die Milch aus.

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Das Bio Milchpulver wird aus der Kuhmilch von Schweizer Bio Milchbauern gefertigt. Einer davon ist Biobauer Werner Schenk, sein Vollweidebetrieb liegt Ort Wäldi im Kanton Thurgau.

Zusammen mit einem Angestellten und einem Lehrling versorgt er 60 Kühe der Rasse Red Holstein, die im Jahr rund 450.000 Kilogramm Milch erzeugen. Für das Futter der Kühe bewirtschaftet er rund 21,5 Hektar Land, auf dem er Silo-Mais, Zuckerrüben und Getreide anbaut.

Die Kühe leben ganzjährig im Freien und kommen nur zum Melken in den Stall. Ab Mitte März werden sie auf Weiden ausgetrieben, wo sie bis Mitte Oktober grasen, ehe sie langsam auf die Winterfütterung mit einem Fahrsilo im Freien umgestellt werden.

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Das Bio Milchpulver wird von der Schweizer Hochdorf AG hergestellt, die neben Milchpulver auch Kondensmilch und Babynahrung herstellt. Dort werden jährlich rund 300 Millionen Kilogramm Schweizer Milch verarbeitet.

Für Schokolade wird sogenanntes Walzen – Vollmilchpulver verwendet. Die Walzentrocknung ist eine Methode zur Trocknung der Milch, die dafür erst aufbereitet werden muss. Die Anzahl der Keime in der Milch muss genau kontrolliert werden, ehe die Milch in einer Reinigungszentrifuge von Schmutzpartikeln befreit und gekühlt wird.

Je nach Pulverart wird auch ein Teil oder das gesamte Milchfett als Rahm abzentrifugiert. Danach folgt eine Hitzebehandlung zur Reduktion von Keimen, Bakterien und Enzymen.

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Anschließend wird die Milch in die Eindampfanlage geleitet. Dort wird das Wasser in der Milch unter Vakuum bei Temperaturen von 45–75 Grad Celsius schonend abgedampft, bis das dickere Milchkonzentrat für die Abhaltung entsteht.

Dann wird das Milchkonzentrat in dünner Schicht auf die sich drehenden Trocknungswalzen, die von innen mit Dampf auf eine Temperatur von 145 Grad Celsius aufgeheizt sind, aufgetragen. So wird in weniger als drei Sekunden die Milch getrocknet, bis ein Restwassergehalt von nur vier Prozent erreicht ist, damit das Milchpulver mit Messern von den Walzen abgeschabt werden kann.

Schließlich fallen die fertigen Pulverblätter in eine Förderschnecke und werden in einer Mühle zerkleinert, gekühlt, gesiebt und abschließend verpackt.

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Die nächste wichtige Zutat neben Kakao und Milch ist natürlich Zucker. Dieser wird aus BIO und Fairtrade zertifiziertem Zuckerrohr hergestellt, das in Paraguay angebaut wird.

Das Schweizer Unternehmen Pronatec, das den Zucker liefert hat seinen Sitz in Winterthur und lancierte den weltweit ersten Bio-zertifizierten Rohrohrzucker, der im nächsten Schritt auch die Fair Trade Zertifizierung erlangte.

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Die Bevölkerung Paraguays lebt maßgeblich von der Landwirtschaft, das feuchtwarme, tropische Klima begünstigt den Anbau von Zuckerrohr ganz besonders. Doch kleine Bauernfamilien in Paraguay haben es schwer, denn etwa 66 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen gehören nur 10 Prozent der Bevölkerung. Reiche Großgrundbesitzer dominieren die Landwirtschaft und betreiben die Zuckerraffinerien.

Kleinbäuer*innenverbände wie der im Jahr 2014 gegründete „Manduvira“, die das Zuckerrohr für den „Angry Gorilla“ anbauen sind selten. Und doch hat es die Vereinigung bisher geschafft rund 200 dauerhafte Arbeitsplätze zu schaffen.

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Die „Manduvira“ Vereinigung hat inzwischen über 1700 Mitglieder, die es zusammen geschafft haben nicht Zuckerrohr zu produzieren, sondern es auch für den Handel weiter zu verarbeiten. Ein Riesen Erfolg, da dieses Geschäft in Paraguay normalerweise fest im Besitz der reichen Großgrundbesitzer liegt.

Von Juni bis November ist die Erntezeit des Zuckerrohrs. Dann hacken Erntearbeiter die rund vier Meter hohen Zuckerrohre mit einer Machete auf Bodenhöhe ab. Diese Arbeit ist sehr anstrengend und gefährlich, weshalb sie nur von Männern verrichtet wird. Die Blätter werden entfernt und bleiben als Dünger auf den Feldern liegen.

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Die Zuckerrohre werden mit Hilfe von Ochsen und Holzkarren zur Zuckerraffinerie gebracht, die die Manduvira Bauern selbst betreiben.

Dort wird das Zuckerrohr zerkleinert und sein Saft ausgepresst und gefiltert. Der dünne Saft wird daraufhin erhitzt, so dass das Wasser verdampft und eine Melasse mit Zuckerkristallen entsteht. Der nun dunkelbraune, zähflüssige Sirup schmeckt intensiv nach Karamell enthält viele Vitamine und Mineralstoffe.

Schließlich wird die Melasse in der Raffinerie immer wieder aufgelöst, gefiltert, auskristallisiert und zentrifugiert bis Rohrzucker entsteht. Je länger dieses Verfahren wiederholt wird, desto heller und geschmacksneutraler wird der Rohrzucker.

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Weiter geht es mit der BIO Kakaobutter aus der Dominikanischen Republik. Auch sie wird von dem Schweizer Unternehmen Pronatec aus Winterthur, von dem auch der Rohrohrzucker stammt, in die Schokoladenmanufaktur geliefert.

Um Kakaobutter herzustellen braucht es ein eigenes komplexes Verfahren. Weil gebana davon nur eine kleine Menge benötigt, können sie diese nicht selbst herstellen, sondern müssen sie aus der Schweiz zukaufen.

Die Kakaobutter besteht aus dem Fett der Kakaosamen, diese werden von BIO und Fairtrade zertifizierten Bauern aus der Dominikanischen Republik bezogen.

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Die Samen für die Kakaobutter stammen von Pronatecs Tochterunternehmens „YACAO“ in der Dominikanischen Republik. YACAO ist eine Kakao -Kooperative die 1999 in der Region Yamasá, zur Förderung des ökologischen Kakaoanbaus und für ein besseres Einkommen für die Landwirt*innen gegründet wurde.

In strukturschwachen Gebieten, die unter Landflucht litten, entstanden durch die Kooperative sichere neue Arbeitsplätze. Vor dem Engagement von YACAO haben viele Landwirt*innen ihre Kakaobohnen nur zu sehr schlechten Preisen verkaufen können. Außerdem arbeitet YACAO eng mit seiner Partnerorganisation „FUNDOPO“, einer Vereinigung von Biobauer*innen zusammen, die die Kooperative mit der größten Menge Kakao beliefert.

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Um das Fett der Kakaosamen zu gewinnen, müssen dieses erst fermentiert und geröstet werden, danach werden die trockenen Bohnen aufgebrochen und von ihrer Schale getrennt.

Anschließend werden sie von heißen Walzen zu einer Masse zerdrückt, die sich verfestigt sobald sie abkühlt. Aus dieser Masse kann durch ein anderes Verfahren auch das Kakaopulver gewonnen werden.

Für die Herstellung der Kakaobutter muss die Masse in eine Fettpresse, die den sogenannten Kakaopresskuchen bestehend aus den restlichen Bestandteilen der Bohnen und dem Kakaofett trennt. Abschließend wird das Fett filtriert und zentrifugiert Fett bis die feine Kakaobutter entsteht.

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Bei „Stella Bernrain“ werden nun alle Zutaten im Mischer geknetet, bis eine homogene, pastenförmige Mischung entstanden ist. Die Masse ist aber noch grobkörnig und sandig und der Geschmack noch nicht voll entwickelt.

Deswegen wird die pastöse Mischung wird in Walzwerken mit Druck- und Scherkräften weiter zerkleinert. Am Ende sind die Teilchen kleiner als ein 20tausendstel Millimeter.

Beim conchieren wird die Schokoladenmasse dann so lange gerührt und geknetet, bis sich unerwünschte Säuren verflüchtigt haben und eine sehr feine Masse entsteht. Diese wird dann erhitzt und kann ich Form gegossen werden.

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Und schließlich muss die Schokolade nur noch abkühlen, ehe der Angry Gorilla aus der Form gestürzt und verpackt werden kann.

Mit dem Angry Gorilla will gebana auf die Missstände in der Schokoladenindustrie aufmerksam machen und dafür kämpfen, dass Konzerne endlich Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Denn damit sich nachhaltig etwas ändert, braucht es jetzt ein strenges Lieferkettengesetz ohne Schlupflöcher, das die Industrie in die Pflicht nimmt!

Mit der Postkarten-Aktion zum Angry Gorilla kann man die Europäische Kommission dazu auffordern, das gegenwärtig in Verhandlung befindliche EU-Lieferkettengesetz möglichst umfassend und wirkungsvoll zu gestalten.

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Ihr wollt euch auch stark machen für griffige Lieferkettengesetze und Konzerne, die Verantwortung übernehmen? Dann unterstützt die Angry Gorilla-Postkartenaktion unter diesem Link.

Nachhaltigere Ostervariante: Angry Gorilla